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Umweltzone: Farbenlehre unbekannt

Werkstätten sind über die Umweltzone kaum informiert, darum will die Verwaltung jetzt mit einer Info-Offensive nachhelfen.

Selbst einen Monat vor Einführung der Umweltzone herrscht in Berliner Autowerkstätten offenbar noch immer weitgehende Unkenntnis über die Regelungen. Bei der Tourismusgesellschaft BTM wächst die Sorge, dass ausländische Besucher keine der ab Januar vorgeschriebenen Feinstaubplaketten bekommen – und dann 40 Euro Strafe zahlen müssen, wenn sie ohne erwischt werden. Wie berichtet, war es dem Tagesspiegel bei einem Testkauf erst im fünften Anlauf und mit gutem Zureden gelungen, die obligatorische Feinstaubplakette für ein in Polen zugelassenes Auto zu erhalten – obwohl es für jeden halbwegs Sachkundigen als Benziner mit geregeltem Katalysator hätte erkennbar sein müssen, das eine grüne Plakette bekommt.

Anselm Lotz, Sprecher der Kfz-Innung, sieht Defizite in der eigenen Branche: „Wenn ich Plaketten verkaufen will und den Kunden eine Dienstleistung anbiete, muss ich mich auch darüber informieren.“ Nach Ansicht von Lotz haben die Werkstätten eine klare Vorgabe – in Form von Paragraph 6 der bundesweiten Plakettenverordnung, die sowohl vom Bund als auch über die Innungen verbreitet worden sei und regele, für welche Baujahre welche Plaketten vergeben werden. Ähnlich äußert sich auch der Tüv als großer Plakettenverkäufer: „Aus Kraftstoffart und Baujahr schließen wir auf die Schadstoffklasse“, heißt es dort.

Carsten Bräuer, Berlin-Chef der Prüforganisation Dekra, hält die Bundesverordnung dagegen für ungeeignet: Gerade bei älteren Autos aus den neuen EU-Ländern sei selten klar, welchem Standard sie entsprechen. Allerdings sieht er auch keine praktikable Alternative zu der Regelung.

Die Umweltverwaltung will nachhelfen, um Touristen unnötigen Ärger zu ersparen. Nach Auskunft von Bernd Lehming, Referatsleiter Immissionsschutz, soll binnen zehn Tagen eine Regel für den Umgang mit ausländischen Autos erarbeitet und an die Innungswerkstätten geschickt werden. Zugleich wirft die Verwaltung den Wirtschaftsverbänden vor, die Umweltzone als bürokratischen Schnellschuss dargestellt und bekämpft zu haben, statt ihre Mitglieder rechtzeitig zu informieren. „Die Verbände saßen von Anfang an mit am Tisch“, sagt Lehming. Die Teilnehmerliste einer Besprechung vom April 2004, die dem Tagesspiegel vorliegt, bestätigt das.

Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) erklärte gestern ausländischen Journalisten die Umweltzone, damit sie in ihren Heimatländern darüber berichten. Auch bieten einige Hotels ihren Gästen bereits an, die Plaketten gegen eine Kopie der Zulassung vorab beim Tüv zu bestellen. „Bisher wird das kaum angenommen“, berichtet Interconti-Direktor Willy Weiland, der zugleich Vorsitzender des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes ist. In seinem Haus gebe es aber „eine ganze Reihe“ ausländischer Autos, für die das Thema 2008 aktuell werde. Stefan Jacobs

Weitere Informationen online: www.berlin.de/umweltzone

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