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Berlin: Und jetzt alle: „The Queen!“

Von Elisabeth Binder Die Briten gelten als Experten in Fragen des guten Benehmens und gesellschaftlichen Lebens. Am Ende einer Woche, in der die üblichen Eingeladenen jeden Abend zwischen fünf bis acht hochkarätigen Partys wählen konnten, zeigten sie einmal wieder, worauf sich der gute Ruf gründet.

Von Elisabeth Binder

Die Briten gelten als Experten in Fragen des guten Benehmens und gesellschaftlichen Lebens. Am Ende einer Woche, in der die üblichen Eingeladenen jeden Abend zwischen fünf bis acht hochkarätigen Partys wählen konnten, zeigten sie einmal wieder, worauf sich der gute Ruf gründet. Etwa 2200 Gäste „from all walks of life“, wie es Botschafter Sir Paul Lever formulierte, hatten sich in der Botschaft und im davor aufgebauten Zelt eingefunden, um das „Golden Jubilee of Her Majesty Queen Elizabeth II“ noch einmal gebührend zu zelebrieren. Eigentlich hatten es nur 1500 werden sollen, aber wie das so ist, wenn die Begeisterung keine Dämme mehr kennt: Die Zusagen fluteten ohne Ende. Wer noch vor einem Monat die Monarchie in England in Auflösung begriffen sah, wäre womöglich ein wenig erstaunt gewesen über den reißenden Absatz, den die Broschüren über „Britain’s Royal Heritage“ fanden.

Leute aus allen Bereichen des Lebens einzuladen ist schon mal eine gute Idee. Denn manche anderen Partys der letzten Wochen haben doch immer mal wieder gezeigt, dass sie oft nur champagnergetränkte Vorstellungsgespräche oder Geschäftsverhandlungen auf höchstem Niveau sind; der kleine Unterschied zum Konferenzraum liegt vor allem darin, dass Frauen mehr von ihrem Körper als vom Cerruti-Business-Look zeigen (dürfen). Sowas hat seine anstrengenden Aspekte, während Leute, die sich zum Teil gar nicht kennen, unbefangen miteinander umgehen. Mit ungebremster Lust rücken sie dem Coronation Chicken zu Leibe und dem Smoked Scottish Salmon, ohne weitere strategische Sorgen, ganz so, als gehöre auch ein freundlich rotgesichtiger Pub-Wirt zu den Schirmherren der Veranstaltung, nehmen sie noch ein Pimms No. 1 Cup, ein Newcastle Brown Ale oder auch ein Glas vom Chapel Down English sparkling wine. Es waren überwiegend Briten dabei, viele ehemalige Soldaten, die nach dem Abzug der Alliierten 1994 in Berlin geblieben sind, weil sie sich hier zu Hause fühlten, ehemalige Zivilkräfte auch, aber auch zahlreiche Wissenschaftler, die sich mit England befassen.

Normalerweise gibt es um diese Jahreszeit den Queen’s- Birthday-Empfang in der Residenz des Botschafters. Um das Besondere des Anlasses zu unterstreichen, gab es vor dem rituellen Toast, bei dem man das Glas hebt und im Chor „The Queen!“ sagt, eine Rede. Schließlich sei es das erste Mal seit 1887, „dass wir ein Goldenes Thronjubiläum eines britischen Monarchen zu feiern haben“ , vermerkte Sir Paul. Nach den Nationalhymnen gab es sehr schöne Chormusik von den Embassy Singers, Songs aus England, Nordirland, Schottland und Wales; von der Vorführung schottischer Volkstänze ließen sich viele gleich zum Mitmachen animieren. Und als das Krönungshühnchen nach dem Originalrezept von 1952 längst verspeist war, türmten sich die zu diesem Anlass ebenfalls oligatorischen Erdbeeren dunkelrot auf den Büfetts. Fast wie in Ascot.

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