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Berlin: Und noch eine Düppeler Chance

Letzter Versuch: Die Oberfinanzdirektion will 250 alte Alliiertenwohnungen verkaufen

Die Oberfinanzdirektion (OFD) des Bundes versucht ein letztes Mal, die 250 ehemaligen Alliiertenwohnungen an der Lloyd-G.-Wells-Straße in Düppel zu verkaufen. Bis zum Jahresende sollen die 1978 gebauten mehrgeschossigen Wohnhäuser einem neuen Investor gehören, sagte der Sprecher der OFD Berlin, Helmut John. Sollte sich erneut kein Käufer finden, will der Bund möglicherweise selbst Eigentümer der Immobilien bleiben. „Bei einer möglichen Grundstücksrendite von 4,5 Prozent wäre eine Vermietung vertretbar“, kündigt John an. Bislang hatte der Bund freilich den Verkauf der Wohnungen als einzig wirtschaftliche Lösung bezeichnet. Den Sinneswandel erklärt John mit einem Strategiewechsel: Demnach soll die OFD künftig in einen Bundesbetrieb überführt werden und nach kaufmännischen Gesichtspunkten geführt werden. „Wir wollen nicht mehr in jedem Fall unseren Besitz verkloppen“, versichert John.

Der Versuch, die rund 25 000 Quadratmeter Wohnfläche in Zehlendorf an der Grenze zu Kleinmachnow zu verkaufen, löste in den vergangenen Jahren immer wieder Streit aus. Nachdem die Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin beschlossen worden war, reservierte die OFD einen Großteil der Wohnungen in Düppel für Bundesbedienstete. Die Bonner Beamten zeigten jedoch kaum Interesse. Als Folge davon stehen dort derzeit 167 Wohnungen leer. Seitdem versucht der von Mietern der übrigen Wohnungen gegründete „Verein für familiengerechtes Wohnen in Düppel (VFWD)“ intensiv, die Mehrgeschosser in Eigenregie zu erwerben.

Dabei geriet man jedoch mit der OFD immer wieder über Kreuz. Knackpunkt ist ein sogenanntes Vorhandrecht, das der Verein mit dem Bund ausgehandelt hat. Demnach ist die OFD verpflichtet, bei einer Ausschreibung den Mietern die Wohnungen zuerst zum Verkauf anzubieten. Allerdings besteht keine Pflicht zum Vertragsabschluss.

Der Vorsitzende des VFWD, Andreas Küppers, wirft der OFD indes vor, den Verein in den vergangenen Jahren immer wieder mit haltlosen Höchstgeboten vermeintlicher Konkurrenten in die Irre geführt zu haben. Derweil beschuldigt Helmut John die Düppeler Mieter, sie hätten in der Vergangenheit mehrfach einen erfolgreichen Vertragsabschluss vereitelt: „Einige wollen dort nur gute Geschäfte machen. Denen geht es nicht um ihr Wohnrecht.“

In jedem Fall scheint der Leerstand das Budget des Bundes über Gebühr zu belasten. „Der Bund hat dabei unheimlich Geld verloren“, vermutet Vereinschef Küppers, der Mietausfälle, wetterbedingte Sanierungsarbeiten und Zusatzkosten auf eine geschätzte Schadenssumme in dreistelliger Millionenhöhe addiert.

„Es ist natürlich nicht schön, wenn 167 Wohnungen leer stehen“, gibt auch OFD-Sprecher John zu, ohne jedoch eine Verlustsumme nennen zu wollen. Für die neue Ausschreibung ist bereits neuer Ärger vorprogrammiert. So geht die OFD nach Auskunft Johns offenbar davon aus, dass der VFWD sein Vorhandrecht inzwischen verwirkt habe. In den anstehenden Verkaufsverhandlungen wolle man den Verein nicht mehr berücksichtigen. Das sieht man beim VFWD jedoch anders, wo ein neues Gebot mit einem finanzkräftigen Kooperationspartner bereits vorbereitet wird. Frank Thadeusz

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