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Berlin: Und sie feiern doch - Bundesgrenzschutz sichert Weiberfastnacht im Kanzleramt

"F wie frohgemut. Schreiben Sie Sabine F.

Von David Ensikat

"F wie frohgemut. Schreiben Sie Sabine F. wie Frohgemut aus Bonn Beuel." Das Glucksen geht in lautes Gegacker über. Es ist 14 Uhr und Sabine F. wie Frohgemut sitzt mit sechs Kolleginnen von der Bundestagsverwaltung in der Bonn-Exilanten-Kneipe "StäV". Die Damen sind in der Tat frohen Mutes, denn es ist Weiberfastnacht.

Im heimischen Rheinland - also auch in Bonn - war es schon immer so, und im regierenden Berlin ist es nicht aufzuhalten: An einem Donnerstag im Frühjahr geht ab elf Uhr elf nichts mehr. Dann springen die Damen von ihren Arbeitsplätzen auf und auf die Herren zu, schneiden ihnen die Schlipse ab, und allesamt sind von nun an jeck. Das heißt: Sie arbeiten nicht mehr, sie feiern.

Sabine F. wie Frohgemut mit rot-blauem Punkte-Kostüm um den Leib und verwischtem Lippenstift-Herz auf der Wange hat es leicht: Sie arbeitet nur halbtags und kann seit Mittag machen, was sie will. Bei den Kolleginnen am Tisch ist es ein bisschen anders: Sie gehen davon aus, dass ihre Dienstherren schon ein Auge zudrücken, wenn sie etwas später an den Arbeitsplatz zurückkehren. Offiziell durfte die Kneipen-Feier, zweihundert Meter vom Arbeitsplatz entfernt, nur von zwölf bis eins dauern. Hier ist Preußen und nicht Bonn: Wer feiern will, muss Urlaub nehmen. Die restlichen vierzig Damen von der Bundestagsverwaltung, die ebenfalls in der Kneipe angestoßen haben, vertrauen nicht auf den Großmut der Chefs. Sie sind schon wieder an ihre Schreibtische zurückgekehrt.

Das Bundeskanzleramt, das Wirtschaftsministerium, das Auswärtige Amt und das Ministerium für Verkehr und Bauwesen sind gnädiger als die Bundestagsverwaltung: Sie lassen all jene Närrinnen und Narren, die es nicht ohnehin an den Rhein getrieben hat, im eigenen Haus feiern - und das an einem Arbeitsnachmittag. Irgendwie ahnen die Großzügigen aber, dass man das an der Spree so nicht kennt und möglicherweise nicht versteht. Sie lassen die Presse nicht dazu. Bundesgrenzschützer schirmen die erwarteten 600 Feiernden des Kanzleramtes ab, an den Wachmännern der Ministerien kommt niemand ohne Dienstausweis vorbei. Nehmen wir mal an, dass sie froh sind, da drinnen, ganz unter sich.

Im "StäV" allerdings könnte es höher hergehen. Die Damen vom Bundestag haben sich zwar Papierschlangen um die Schultern gewickelt. Ohne Stimmungsmusike und inmitten des ganz normalen Kneipenbetriebes machen sie jedoch einen etwas verlorenen Eindruck. Sabine F. wie Frohgemut bedauert, dass man in Berlin den Männern auch gar nicht so an den Schlips gehen könne wie in Bonn Beuel. "Die sind hier darauf gar nicht vorbereitet."

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