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Berlin: Und, wie war’s?

Sechs Politiker aus Berlin hatten am Donnerstag ihren ersten Auftritt als Bundestagsabgeordnete

Wo geht man rein? Wo wieder raus? Wo gibt es die Stimmkärtchen? Wo stellt man sich an? Wo ist die Cafeteria? Am ersten Tag ist alles neu und aufregend, ob in der Schule oder im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Am Donnerstag war konstituierende Sitzung. Sechs von 23 Berliner Abgeordneten durften zum ersten Mal auf den blauen Stühlen mit der Kipplehne Platz nehmen und zur Wahl des Bundestagspräsidenten schreiten.

Und, wie war’s?

Etwas feierlicher hätten sie den ersten Tag im Hohen Haus schon gestalten können, findet Verena Butalikakis, CDU-Abgeordnete aus Neukölln. Im Berliner Abgeordnetenhaus – da saß sie vorher – ging es bei entsprechenden Anlässen weihevoller zu. „Es fehlten ernste Worte, bei denen einem der Schauer über den Rücken läuft.“ Alterspräsident Otto Schily, der die Sitzung eröffnete, ist dafür offenbar nicht der geeignete Mann.

Dann die erste Abstimmung. Zusammen mit einer großen Herde Abgeordneter fand die Novizin Butalikakis den Weg zu den „minimal kleinen Stimmkärtchenfächern“, wo sich bald ein „unheimlicher Wust“ an Menschen staute, weil man sein eigenes Kärtchen erst mal finden muss. Die relative Enge im Plenarsaal habe aber auch was Positives, weil sie die Kommunikation entscheidend fördere. Etwas ernüchtert ist Frau Butalikakis über das komplexe Prozedere beim Verteilen der Ausschussplätze. Dass sie mal Staatssekretärin im Bereich Soziales und Gesundheit war, ist wohl ein eher schwaches Kriterium. Das war ihr vor dem Einzug in den Bundestag noch nicht so klar.

Der Sozialdemokrat Swen Schulz aus Spandau ruft gerade aus der Lobby an, von einem „Telefon nur für Abgeordnete - so steht das hier drauf“. Angenehm belustigt nimmt der 34-Jährige seinen neuen privilegierten Status wahr. Jetzt darf er den Reichstag durch einen Spezialeingang betreten, vor dem immer die nachrichtenhungrigen Journalisten lauern. Und den „Fahrdienst des Bundestages“ kann er nutzen, hat er aber noch nicht gemacht. Das geht ihm dann doch zu weit. „Ich fahre immer noch Bus und Bahn.“

Die erste Sitzung fand Swen Schulz leider „nicht so spannend“. Das kleine Geplänkel über die Zahl der Vizepräsidenten – die CDU hätte gerne einen mehr gehabt – erinnerte ihn fatal an das „Parteiengezänk und Postengezerre“ in der Spandauer BVV, wo er bisher tätig war. Aber alles in allem sei es schon ein „gutes Gefühl", so als „Abgeordneter aller Spandauer und Charlottenburg-Norder“ durch den Reichstag zu eilen. Jetzt wird erstmal das neue Büro eingerichtet – ab Montag will Swen Schulz „voll arbeitsfähig“ sein.

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