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Berlin: Unerkannt in Los Angeles

40 Jahre Städtepartnerschaft: Klaus Wowereit wirbt in L. A. für Berlin Die Stadt hat viele Freunde – und gestern lud Arnold Schwarzenegger ein

Thomas Gottschalks Auto wäre beinahe abgeschleppt worden. Klaus Wowereit war mitten in seiner Dankesrede für das Abendessen am Montag in Los Angeles und sprach über „meine vielen guten Freunde hier“, da fiel sein Blick auf den plötzlich leeren Stuhl. „Thommy, nanu, wo is er denn?“ Der musste kurz raus, sein Auto ragte zu weit in Nachbars Einfahrt. In der ausgelassenen Stimmung hatte das eindringliche Klingeln das Ohr des Regierenden nicht erreicht.

Wowereits einwöchige Reise zum 40. Geburtstag der Partnerschaft Berlin- Los Angeles führt ihn an die Sonne. In Deutschland hat er seit der Neuauflage der rot-roten Koalition kein sehr freundliches Echo. In Kalifornien ist er unter Menschen, die er mag, spaziert bei 26 Grad Celsius unter Palmen, lässt sich im Hubschrauberflug über den Großstadtmoloch Entwicklung, Planung und Polizeiarbeit erklären, besucht das Pasadena Art Center, ein Mekka des Design.

Die Prominenz seines Umgangs zeigt seine eigene Bedeutung. Am Wochenende, das frei von offiziellen Terminen war, ging er mit Gottschalks essen und war abends im neuen Haus des Regisseurs Wolfgang Petersen („Das Boot“, „Troja“) zu Gast. Der konnte das von Dänemark kürzlich aufgegebene Konsulat mit dem bezaubernden Blick über die Stadt kaufen, ehe es überhaupt auf den Markt kam. Zum Dinner am Montag im deutschen Generalkonsulat kamen auch Jürgen Prochnow und Neustar Christian Oliver („The good German“). Gastgeber Christian Stocks war zuvor Protokollchef in Berlin. Dessen Frau hat jedes Gedeck mit einem Berliner Bär vor rotem Hintergrund geschmückt. „Andere dürfen sagen: Ich hab noch ’nen Koffer in Berlin“, dankt Wowereit. „Ich habe viele Gästehäuser in Los Angeles.“ Am Dienstag traf er Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger.

Im scharfem Kontrast zu all dem Glamour steht: Die Öffentlichkeit in Los Angeles nimmt praktisch keine Notiz von Wowereit, trotz des runden Jubiläums. Natürlich, der Regierende wurde am Dienstag im Rathaus von Bürgermeister Antonio Villaraigosa empfangen. Wowereit hat auch bereits ein Bäumchen im „Berlin Forest“ gepflanzt. Aber in der „Los Angeles Times“ stand noch keine Zeile über den Besuch. Fragt man Gäste im Hamburger-Imbiss oder einem besseren Lokal, wissen sie nicht mal, dass es die Partnerschaft gibt. Mit dem Namen Wowereit können sie nichts anfangen.

„Keine Sau kennt mich hier, niemand will was von mir“, begründet Gottschalk, warum er gerne hier lebt, unerkannt. Für Wowereit ist es umgekehrt: Was zählt eine Partnerschaft ohne Öffentlichkeit?

Los Angeles hat rund doppelt so viele „Sister Cities“ wie Berlin. In der Stadtverwaltung gibt es keine Abteilung für sie. Die Kontakte halten Bürgerkomitees: Freiwillige wie Stadtrat Tom La Bonge, die umtriebige Hamburgerin Rosemarie Reisch oder Radiomoderator Frank Mottek, Sohn deutscher Einwanderer. Einen kontinuierlichen Arbeitsaustausch, wie Berlin ihn mit anderen Partnerstädten pflegt – öffentlicher Nahverkehr, Plattenbausanierung – können sie nicht leisten.

Die prominenten Freunde sind da eine Hilfe. Wowereit weiß: Den Termin bei Schwarzenegger hat er Gottschalk zu verdanken. Dafür verkürzt er die Besichtigung der Paramount-Studios gerne.

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