zum Hauptinhalt
Update

Unfall in Hosena: Schon wieder Zugunglück in Brandenburg

Knapp 16 Monate nach einem Bahnunfall mit einem Toten sind am südbrandenburgischen Verkehrsknotenpunkt Hosena erneut zwei Güterzüge zusammengestoßen. Die Strecke ist gesperrt.

Nach dem schweren Güterzugunglück im südbrandenburgischen  Hosena gleicht die Einfahrt zum Bahnhof einem riesigen Trümmerfeld. Waggons ragen fast acht Meter in die Höhe, abgerissene Achsen hängen kreuz und quer in der Luft, eine Außenwand drückt gegen einen Signalmasten und überall haben sich Türen, Bodenplatten,  Seitenwände und Räder miteinander verkeilt. Dahinter steht die beim Aufprall auf einen haltenden Güterzug aus dem Gleis geworfene Lokomotive, die von zwei nachfolgenden Wagen begraben wurde. Angesichts dieser Bilder gleicht es fast einem Wunder, dass der Lokführer diesen Unfall am Montagabend überlebt hat. „Er liegt mit Verletzungen in einem Krankenhaus“, teilte Maik Gauer von der Bundespolizei mit. „Sein Zustand soll nicht lebensbedrohend sein.“ Über die Ursache des Unglücks könne er noch nichts sagen. Die entsprechenden Behörden hätten mit den Ermittlungen begonnen. Der Gleisabschnitt zwischen Senftenberg und Ruhland bleibe vorerst gesperrt. 

Viele Einwohner von Hosena zog es an den vorsorglich abgesperrten Unfallort am Bahnhof. „Warum denn schon wieder hier?“, lautete die am häufigsten gestellte Frage. Die meisten haben noch die Bilder vom letzten schweren Zugunglück vor Augen, als fast genau an der gleichen Stelle im Juli vergangenen Jahres ebenfalls zwei Güterzüge aufeinander geprallt waren. Mehrere Waggons wurden damals durch die Wucht des Zusammenstoßes gegen ein Stellwerk geschleudert, in dem der diensthabende Bahnwärter keine Chance hatte. Der 54-jährige Mann war auf der Stelle tot, während ein Lokführer schwere Verletzungen erlitt. Noch immer sind die Untersuchungen nicht abgeschlossen. Fest steht bisher nur, dass der Lokführer zwar die Bremse betätigte, aber der Zug in Hosena vor einem haltenden Güterzug nicht zum Stehen kam. Die Deutsche Bahn erlitt nach eigenen Angaben einen Millionenschaden in zweistelliger Höhe. Wochenlang ruhte wegen der Reparaturarbeiten der Verkehr.

Auch am Montag stand ein mit 3000 Tonnen Schotter beladener Güterzug am Bahnhof. Er wartete auf die Ausfahrt, als ein leerer Zug von hinten auf ihn auffuhr. „Das ist eigentlich gar nicht möglich“, meinte der langjährige Eisenbahner  und jetzige Rentner Volkmar Serbe beim Blick auf den Schrottberg. „Kein Zug erhält Einfahrt auf ein Gleis, auf dem sich bereits ein anderer befindet.“  Die leeren Güterzüge, die hauptsächlich zu den Lausitzer Kohlerevieren unterwegs seien, würden mit „richtig Pfeffer“ durch den Bahnhof donnern. „Die fahren in der Regel mit Tempo 80 und lassen sich deswegen nicht so leicht stoppen“, erzählte Serbe. „Vielleicht erklären sich daraus die gewaltigen Kräfte, die beim Zusammenprall gewirkt haben müssen.“

Im Unterschied zum Unglück vor fast 16 Monaten hat diesmal kaum jemand im Ort den Krach vom Bahnhof gehört. „Damals saßen wir im Sommer auf der Terrasse und fuhren vor Schreck zusammen“, meinte eine Rentnerin. „Am Montag sind wir erst durch das viele Blaulicht und die Hubschrauber aufmerksam geworden. Es war ja alles stockdunkel“ Sie habe 40 Jahre bei der Bahn gearbeitet und das Fehlen des zerstörten Stellwerkes „schon immer argwöhnisch“ betrachtet. „Die haben zwar zum Ersatz einen Container aufgestellt, aber daraus kann man doch keinen Knotenpunkt wie Hosena überblicken.“ Die Bahn AG wollte sich zu solchen Spekulationen nicht äußern. Auf jeden Fall dürften sich die Aufräumarbeiten angesichts der Bilder noch eine Weile hinziehen. Mit dem Bau des neuen Stellwerks sollte in diesen Tagen begonnen werden.

Bereits im Juli vergangenen Jahres war es in Hosena zu einem schweren Unglück gekommen. Damals starb ein Bahnwärter, als ein entgleister Güterzug ein Stellwerk völlig weggerissen hatte. Auch damals war es zum Zusammenstoß zweier Güterzüge gekommen. Die Ursache ist bis heute ungeklärt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false