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Unfreundliche Fahrer: Taxifahrer erteilen Fahrgästen eine Abfuhr

Viele Taxifahrer weigern sich, Fahrgäste auf kurzen Strecken mitzunehmen. Die Klagen der Kunden alarmieren inzwischen auch die Innung. Sie fordert Betroffene jetzt auf, Fehlverhalten zu melden.

Berlin/Schönefeld - Bei der FußballWM vor vier Jahre sammelte das Berliner Taxigewerbe mit einer Freundlichkeitsoffensive Sympathiepunkte. Vier Jahre später ist oftmals das Gegenteil der Fall. Taxifahrer weigern sich, Fahrgäste auf kurzen Strecken mitzunehmen. Falls sie es tun, bekommt man als Fahrgast zu spüren, dass man unerwünscht ist. Zudem fallen Fahrer unangenehm auf, die bei Rot über die Ampel rasen oder die Luft vor einem mit einer Rußwolke verpesten. „Wir wissen, dass es solche schwarzen Schafe gibt, und fordern die Fahrgäste dringend auf, sie zu melden“, sagt Bernd Dörendahl, Erster Vorsitzender der Innung des Berliner Taxigewerbes. Darüberhinaus hat er Verhaltenstipps für Fahrgäste parat.

Dörendahl teilt die Beobachtung etlicher Berliner, dass die Nerven einiger der rund 14 000 Berliner Taxifahrer blank zu liegen scheinen. Erst die Umsatzrückgänge infolge der Wirtschaftskrise, dann der Aufschlag für die Fuhren ab Flughafen Tegel, nun der Streit mit den Brandenburger Kollegen ums gleichberechtigte Anstellen nach Reißverschlussprinzip in Schönefeld – die Arbeitsbedingungen für könnten besser sein. „Dennoch: Wir sind Dienstleister, und am Ende des Tages hat jeder Droschkenkutscher lange und kurze Touren“, sagt Dörendahl.

Doch einige der rund 7000 Fahrer lassen einen die Lage zunehmend spüren. Da wurde der bei der Allianz Deutschland für gesellschaftsrelevante Projekte wie die Paralympics zuständige Pressesprecher bei einer Berlin-Visite nicht mitgenommen, weil er „nur vom Potsdamer Platz zum Askanischen Platz“ wollte. Ein anderer Fall: Eine Kreuzbergerin wurde am Flughafen Schönefeld nur höchst widerwillig gefahren, trotz einer Fahrtstrecke bis weit nach Rudow hinein. Als dem Mann ein Kollege von rechts zu nahe kam, wurde im Taxi laut mehrfach „Du Hurensohn“ geflucht. Oder die Familie aus Lichterfelde: Um Geld zu sparen, weil das Parken am Flughafen teuer ist, stellte sie das Familienauto ebenfalls in Rudow ab und wollte vom Easyjet-Schalter zum eigenen Fahrzeug gebracht werden. Auch hier: Kopfschütteln, Unmutserklärungen, schlechte Stimmung. „Wir wissen selbst, was da draußen los ist“, sagt Dörendahl. Es bestehe eine Beförderungspflicht.

Als Betroffener sollte man solche Fahrer der Innung oder gleich dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten mithilfe der Quittung melden. Die eigenen Kollegen anschwärzen? „Es hilft nichts, wir müssen die Leute, die eine ganze Branche in Verruf bringen, ausfindig machen“, appelliert Dörendahl. Er rät sogar dringend davon ab, „mit einer Mitleidstour für den armen Taxifahrer“ einzusteigen. Der Innungschef empfiehlt generell, sich erst zu setzen und dann das Ziel zu nennen. Auf jeden Fall solle man im Falle eines Zwistes ankündigen, dass man eine Quittung haben wolle, und dann die Angaben darauf auch mit der im Fahrzeug angegebenen Konzessionsnummer vergleichen. Bekommt man keine Quittung, sollte man sich, falls das im Eifer des Gefechts klappt, noch schnell das Kennzeichen merken. Zudem weist der Innungschef darauf hin, dass man als Fahrgast nicht gezwungen ist, das erste Taxi in einer Warteschlange zu nehmen. Ab Schönefeld seien zudem Touren mit einem Berliner Taxi billiger als mit einem Brandenburger Wagen.

Fahrgäste machen aber auch andere – positive – Erfahrungen, und auch solche positiv herausragenden Kollegen können die Berliner der Innung melden: Etwa jenen Taxifahrer, der einer Kundin spät nachts den schweren Koffer bis in den fünften Stock der Altbauwohnung schleppte.

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