zum Hauptinhalt
Sabine Christiansen

© Michael Kappeler/ddp

Unicef-Krise: Sabine Christiansen prüft Engagement

Die Unicef-Botschafterin kündigt eine Erklärung an. Am Mittwoch kommen Berliner Ehrenamtliche zu einer Krisensitzung zusammen.

Es hat sich eine Menge Frust angestaut, der zu bewältigen ist. Nach Gutdünken gezahlte Beraterhonorare und andere Intransparenzen bei Unicef drücken schwer aufs Gemüt der rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeiter in Berlin. Am Mittwochabend um 18 Uhr sind die freiwilligen Helfer des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen zu einer Krisensitzung ins Rathaus Charlottenburg eingeladen. „Ich finde, das ist für uns eine Katastrophe“, sagt Uwe Schwarz, einer von 15 Ehrenamtlichen in der Stadtteilgruppe Charlottenburg-Wilmersdorf. „Mir fehlt bisher die Bereitschaft, Fehler offen zuzugeben.“ Schwarz fordert wie die meisten Aktivisten den Rücktritt des für die Missstände verantwortlichen Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Dietrich Garlichs.

Die Basis zeigt sich ob der aktuellen Vorgänge erschüttert, auch die Prominenz wägt ihr weiteres Handeln ab. Die Polit-Talkerin Sabine Christiansen, die sich seit knapp zehn Jahren als nationale Botschafterin für die Organisation engagiert, traf sich gestern mit Unicef-Verantwortlichen. Für heute kündigte Jens-Stefan Hübel, Sprecher von Christiansens Produktionsfirma TV21, eine Erklärung der Moderatorin zum Thema an.

Die Berliner Philharmoniker und ihr Star-Dirigent Simon Rattle, die im vergangenen Jahr in New York zu internationalen Botschaftern ernannt wurden, halten Unicef erst einmal die Stange – auch weil die Bande zur deutschen Dependance nicht so eng sind. „Wir beobachten die schockierenden und unerfreulichen Entwicklungen selbstverständlich“, sagt Sprecher Stefan Stahnke. „Es bleibt aber eine Organisation, die viel Gutes tut.“ Deshalb denke man derzeit nicht daran, den Botschafter-Titel zurückzugeben.

Im Roten Rathaus nimmt man Unicef in die Pflicht. Es sei bedauerlich, dass das Hilfswerk negative Schlagzeilen produziere, kommentiert der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Ereignisse. „Es kommt darauf an, dass Unicef dafür Sorge trägt, dass der Vorwurf mangelnder Transparenz keine Grundlage mehr hat“, so Wowereit. Die Senatskanzlei wies darauf hin, dass der Senat in den vergangenen Jahren keine öffentlichen Gelder für Unicef-Galas und vergleichbare Aktionen ausgegeben hat. Klaus Wowereit habe sich zwar gelegentlich zu Gunsten von Unicef fotografieren lassen, der Senat habe sich aber nicht finanziell für die Organisation engagiert. Eine Ausnahme habe es im Jahr 1999 gegeben, als Berlin offizielle Unicef-Partnerstadt war. Damals seien etwa Einnahmen aus dem Berlin-Marathon an Unicef gegangen.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter vertrauen der Organisation weiter – nicht mehr aber ihrem Mann an der Spitze in Köln, Dietrich Garlichs. Über einen „Führungsstil nach Gutsherrenart“ klagen sie, unter dem auch die Berliner Arbeitsgruppe schon habe leiden müssen. Deren Leiterin Beatrice Rottka-Bensel hält sich mit solchen Aussagen zurück. Sie fordert allerdings personelle Konsequenzen in der Zentrale und eine „sofortige Herstellung von Transparenz“ ein. Dass die Negativberichte über die Vorgänge bei Unicef Deutschland die aufopferungsvolle Arbeit der Basis in den Hintergrund drängt, frustriert Rottka-Bensel merklich. „Der Imageschaden ist riesig“, sagt sie. Und sie fürchtet, dass er nachhaltig sein könnte.

So schwer getroffen die Ehrenamtlichen in Berlin von den Enthüllungen sind, so überzeugt sind die meisten von den Selbstheilungskräften der Organisation. „So viel Vertrauen habe ich, dass man die Sache jetzt nachvollziehbar ordnet“, sagt Henriette Wulf von der Stadtteilgruppe Steglitz-Zehlendorf. Auch Sabine Platen von der Stadtteilgruppe Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee bleibt Unicef treu. Sie werde wie wohl auch ihre etwa 20 Mitstreiter im Bezirk für die Organisation weiterarbeiten. „Aber es muss alles aufgeklärt werden – unbedingt.“ Schon alleine deshalb, weil beim Werben um Spendengelder Glaubwürdigkeit der wichtigste Trumpf ist. Uwe Schwarz aus Charlottenburg ist schon von Bürgern auf die Vorfälle angesprochen worden: „Ich sah mich argumentativ nicht in der Lage, eine Verteidigungslinie aufzubauen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false