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Berlin: Unkontrollierter Einsturz

Zunächst kündigten die Risse in der Fassade das Unheil an, dann neigte sich die Mauer leicht zur Seite. Gegen 12 Uhr 30 fiel die Ecke des ehemaligen Sporthauses "Skihütte" schließlich donnernd auf den Asphalt.

Zunächst kündigten die Risse in der Fassade das Unheil an, dann neigte sich die Mauer leicht zur Seite. Gegen 12 Uhr 30 fiel die Ecke des ehemaligen Sporthauses "Skihütte" schließlich donnernd auf den Asphalt. "Das sah aus wie im Film", sagte ein Polizeibeamter. Und wie so oft im Film ging es dieses Mal auch in der Realität glimpflich aus: Denn nur etwa 20 Minuten zuvor hatte die Polizei die Kreuzung Joachimstaler- Ecke Kantstraße weiträumig sperren lassen. Der Schutt fiel bis auf die Mitte der leeren Kreuzung, begrub eine Ampel unter Trümmern - Menschen aber kamen nicht zu Schaden. Glück im Unglück, das Abrissunternehmen muss sich trotzdem auf Konsequenzen gefasst machen: Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und will nun prüfen, ob beim Abriss des Hauses geschlampt wurde.

Unmittelbar bekamen die Autofahrer gestern die Folgen zu spüren: Auf dem Kurfürstendamm, der Kantstraße, der Hardenbergstraße bewegte sich zuweilen nichts mehr. Derweil sammelten an der Joachimstaler Straße Schaulustige, um die Baggerfahrer bei der Arbeit zu beobachten - nun allerdings in sicherer Entfernung. Denn Entwarnung konnte der Statiker nicht geben: Teile des Hauses standen noch bis zum vierten Stock, ein erneuter Einbruch konnte nicht ausgeschlossen werden. Derweil drängten Wettermeldungen zur Eile: Am Abend wurden Sturmböen mit Windstärke acht erwartet.

Für die Baggerfahrer rückte der Feierabend damit in die Ferne: Bis circa 23 Uhr sollte weitergearbeitet werden, so lange, bis die hohen Teile des Hauses abgetragen sind. Die gute Nachricht für die Autofahrer: "Am Dienstag früh können wir die außerplanmäßigen Absperrungen wieder zurücknehmen", hieß es bei Bilfinger und Berger, der zuständigen Baufirma. Mit dem Abriss des Hauses war Mitte Januar begonnen worden. Es war der Startschuss für das neue "City Light House", das zu den ersten Adressen in der City-West werden soll. Die Fertigstellung des 55 Millionen Euro teuren Gebäudes wird gegen Ende des kommenden Jahres erwartet. Wer in den drei Geschäftsetagen und den darübergelegen Büros des Glashauses einziehen wird, ist noch nicht völlig geklärt.

Der Abriss des alten, sanierungsreifen Eckgebäudes, in dem einst auch der "Tanz-Palast" und ein Kino untergebracht waren, galt jahrelang als umstritten. Ein Antrag der Grünen der Bezirksverordnetenversammlung, den Altbau zu erhalten, wurde im Herbst 2000 schließlich abgelehnt. Die anderen Parteien hatten zunächst eine Altbausanierung verlangt, erklärten sich dann aber bereit, einem Neubau zuzustimmen.

Zu einem ähnlichen Unfall wie gestern an der Joachimstaler Straße war es im November 1999 in Mitte gekommen: Damals blieb die Friedrichstraße eine Nacht lang vollständig gesperrt, weil die Reste des Hotels "Adria" während des Abrisses einzustürzen drohten. Für den Fall, dass Trümmer die Fahrbahndecke durchschlagen und in den U-Bahn-Tunnel stürzen, durfte die U 6 nur noch Tempo 25 fahren.

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