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Bikini-Berlin-Chefin Antje Leinemann im überdachten Streetfood-Markt „Kantini“.

© Cay Dobberke

Unkonventionelles Center in Charlottenburg: „Bikini Berlin“ floriert im fünften Jahr

Vor fünf Jahren eröffnete das „Bikini Berlin“ am Zoo mit einem speziellen Konzept. Mall-Managerin Antje Leinemann zieht Bilanz: „Es gibt nichts zu meckern.“

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„Shop different“ (anders einkaufen), lautet einer der Slogans, mit denen das Charlottenburger Einkaufszentrum Bikini Berlin sein Konzept mit vielen Designerläden und wenig Filialisten bekannt gemacht hat.

Weil das modernisierte Bikini-Haus zwischen der Budapester Straße und dem Zoo etwas abseits der großen Touristenströme auf der Tauentzienstraße und dem Kurfürstendamm liegt, entschied sich der Eigentümer Bayerische Hausbau gegen ein herkömmliches Center und wagte das Experiment einer „Concept Shopping Mall“ mit Geschäften, die man sonst eher in Szenevierteln wie dem Hackeschen Markt in Mitte vermuten würde. Fünf Jahre nach der Eröffnung zeigt sich Geschäftsführerin Antje Leinemann zufrieden und drückt das typisch berlinerisch aus: „Es gibt nichts zu meckern gerade.“

Aktuell ist die 17.000 Quadratmeter große Einkaufspassage voll vermietet. Nur ein Laden in der ersten Etage, der als Ausstellungsraum genutzt wird, steht bis zur nächsten Veranstaltung leer. Ein halbes Dutzend Geschäfte hat seit Kurzem neue Betreiber, nachdem die auf fünf Jahre befristeten Verträge der Altmieter ausgelaufen waren. Beispielsweise hat der Kreuzberger Voo Store soeben eine Dependance im früheren Vitra-Laden eröffnet. „Es gab eine große Fluktuation“, sagt Leinemann, andererseits hätten „etliche Großmieter ihre Verträge verlängert“.

Die durchschnittlichen Besucherzahlen liegen montags bis donnerstags bei 16.000 bis 18.000 Menschen. Freitags und samstags steigt die Zahl auf je etwa 20 000. An Feiertagen, in den Ferien oder in der Adventszeit registrieren die automatischen Zählanlagen auch mal mehr als 30.000 Personen pro Tag.

Schätzungen zufolge machen Touristen rund die Hälfte der Besucher aus. „Wir stehen in allen Reiseführern“, sagt Antje Leinemann, die sich davon in Buchhandlungen vergewissert hat. Bikini Berlin genieße auch einen guten Ruf als „Eventlocation“. Es gibt aber nicht nur Läden und Lokale: Die obersten vier Etagen sind mit Büros gefüllt.

Kulinarischer Erfolg

Die größte Neuerung ist Kantini – eine Art überdachter Streetfood-Markt mit 14 Verkaufsständen für Kulinarisches aus aller Welt. Im Januar vorigen Jahres ging es damit im ersten Stock los. Die Inneneinrichtung hat der Berliner Designer Werner Aisslinger gestaltet. Bei gutem Wetter wird auch eine Terrasse mit Aussicht in den Zoologischen Garten geöffnet. Mittlerweile lockt allein „Kantini“ täglich ungefähr 2500 hungrige Gäste an und „zu Stoßzeiten in den Ferien“ bis zu 4000. Laut Leinemann entspricht dies einem Trend im Einzelhandel: „Gastronomie ist ein Wachstumstreiber.“

Die Center-Eröffnung jährte sich eigentlich schon im vorigen April, gefeiert wird das Jubiläum aber erst in ein paar Wochen. Dabei steht eine „Bikini Berlin Birthday Bag“ mit Karomuster im Mittelpunkt, die der Designer William Fan entworfen und sich dabei an der Architektur des denkmalgeschützten Bikini-Hauses orientiert hat. Die in zwei Farben verfügbare Tasche wird nicht frei verkauft. Vielmehr soll sie zum Shopping anregen und ist exklusiv für Kunden gedacht, die vom 15. August bis 10. September mindestens 150 Euro in den Center-Läden ausgeben. Als Beleg dafür werden Stempelkarten dienen.

Zum Gesamtprojekt gehören auch der Zoo-Palast, ein Hotel und mehr

Beliebt sind regelmäßige Führungen, bei denen das Centerkonzept und die Architektur vorgestellt werden. Ursprünglich hieß das in den 1950er Jahren errichtete Gebäude-Ensemble „Zentrum am Zoo“. Dazu gehören Nachbarbauten, die auch heute noch einen Teil von „Bikini Berlin“ bilden (Antje Leinemann ist dafür allerdings nicht zuständig).

In einem dieser Gebäude hat der Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe im Jahr 2013 das traditionsreiche Filmtheater Zoo-Palast wiedereröffnet. In einem umgebauten Bürogebäude neben dem Elefantentor des Zoos kamen wenig später das Hotel 25hours, die Monkey Bar und das Restaurant Neni hinzu. Unten im selben Haus machte Ende 2017 der Club „808“ auf.

Auch das als Huthmacher-Haus bekannte weiße Hochhaus am Hardenbergplatz zählt (noch) zu Bikini Berlin. Wie es damit weitergeht, ist unklar. Der Hamburger Investor Newport will das denkmalgeschützte, aber marode Hochhaus durch einen Neubau ersetzen. Doch das Landesdenkmalamt reagierte skeptisch.

Im Bikini-Haus lief es nicht immer so rund wie jetzt. Nur ein Jahr nach der Eröffnung ging ein dreistöckiges Restaurant pleite, heute serviert dort Spreegold aus Berlin. Im Sommer 2016 gab der Gestalten-Verlag einen Shop auf und begründete dies mit einer „mangelnden Kundenfrequenz“. Jetzt gibt es in dem Laden auf der Dachterrasse keine Bücher mehr, sondern Hot Dogs von Sternekoch Björn Swanson in seinem Imbisslokal „The Dawg“.

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