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Berlin: Unter der sengenden Sonne Berlins

Freizeit-Kicker und Hobby-Radler schreckt die Hitze nicht. Zur Not gebe es ja Sanitäter, sagt einer

In der Forckenbeckstraße in Wilmersdorf gibt es zwei Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen: Entweder zieht man seine Bahnen im Schwimmbad und man spielt eine Runde Fußball auf der Wiese nebenan. Bei Temperaturen von 30 Grad sollte man meinen, dass die Wahl eindeutig ausfällt. Aber weit gefehlt.

Um 14 Uhr trudeln die ersten Kicker ein, einige Minuten später läuft unter der sengenden Sonne Berlins ein Spiel sechs gegen sechs. „Unser Termin ist eben seit dem Winter der gleiche geblieben“, kommentiert Micha achselzuckend die Anstoßzeit, die noch anderthalb Stunden näher an der ärgsten Mittagshitze liegt als die der Bundesligaprofis, bei denen derzeit ausgiebig über eine schonende Verschiebung diskutiert wird. Die Wilmersdorfer kümmert die Hitze wenig. „Ich war auf dem Weg ins Bad, da dachte ich mir, ein bisschen Schwitzen kann nicht schaden“, sagt Thomas – und stellt sich ins Tor. Auch die Sportanlage Kühler Weg in Charlottenburg hält nicht, was der Name verspricht. Hier beweisen unentwegte Amateurdribbler – freilich bei niedrigem Spieltempo –, dass körperliche Aktivität in der prallen Sonne machbar ist. Vor rund hundert johlenden Zuschauern wird der indonesische Pokal ausgetragen. In der Ferienrunde der TU-Liga treffen die Taktiker auf den FCKW Elektra und die Charlottenburger Freunde bestreiten ein Testspielchen gegen den Fanklub Hertha BSC – alles genau zur Mittagszeit auf Kunstrasenplätzen, deren erhitzter Belag schon Wellen wirft. Die Ferienrundenspieler vom FC Studentendorf, deren Partie gerade mit dem voraussichtlich der Außentemperatur geschuldeten Wasserballergebnis von 12:4 zu Ende gegangen ist, vernichten erstmal einen Kasten Pils und beweisen damit mehr Stehvermögen als etwa der Profiverein Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer hatten ihre für gestern geplante Saisoneröffnungsfeier inklusive Spiel der ersten Mannschaft abgesagt. Es war ihnen zu heiß.

Auch auf den Straßen von Zehlendorf „gibt wegen der Hitze keiner auf“, wie Peter Matthes über das von ihm organisierte Radrennen sagt. Genau genommen ist es eine „Tourenfahrt“, meistern die 170 Teilnehmer im Alter zwischen 10 und 75 Jahren doch die 110 Kilometer lange Strecke im geschlossenen Verband. Startzeit: 13 Uhr mittags. Keine Verlegung in die kühleren Abendstunden nötig? „Nein, nein, der Fahrtwind kühlt doch genug“, sagt Matthes. Und: „Zur Not gibt es ja einen Sanitätswagen.“

Martín E. Hiller

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