zum Hauptinhalt
Die Dahlemer Villa.

© dpa

Unterkunft der Bundespräsidenten: Jeder darf sich seine Villa selbst aussuchen

Der Bundespräsident darf selbst über seine Privatresidenz entscheiden. Zwar wurde das Schloss Bellevue 2006 für 24 Millionen Euro saniert, doch lange wohnen kann hier niemand.

Wenn Joachim Gauck am 18. März aller Voraussicht nach zum Bundespräsidenten gewählt wird, heißt das nicht notgedrungen, dass er Abschied nehmen muss von seiner Schöneberger Wohnung in der Nähe des Innsbrucker Platzes. Zwar gibt es die sogenannte Dienstvilla in Dahlem, die offiziell als „eine Liegenschaft des Bundespräsidialamtes, in der alle sicherheitsrelevanten Belange gelöst sind“ bezeichnet wird. Aber es stehe jedem Bundespräsidenten frei, über Haus und Wohnung selbst zu bestimmen, sagte ein Sprecher des Bundespräsidialamtes auf Anfrage: „Eine Residenzpflicht gibt es nicht.“ Nur müssten bei einer Privatwohnung die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden können. Deshalb empfiehlt das Amt einem neu gewählten Bundespräsidenten die Adresse in Dahlem. Ob renoviert wird, das entscheiden die zuständigen Mitarbeiter von Fall zu Fall: „Wenn es nötig ist, wird es veranlasst.“ Am Wochenende rollten dort – und vor Bellevue – die Wagen der bekanntesten Berliner Umzugsfirma vor, um das Inventar der Familie Wulff abzuholen.

Möbelpacker tragen die letzten Sachen von Wulff aus Schloss Bellevue.
Möbelpacker tragen die letzten Sachen von Wulff aus Schloss Bellevue.

© dpa

Im Schloss Bellevue gibt es schon lange keine Wohnung mehr für den Präsidenten. Der letzte Amtsträger, der dort wohnte, war Roman Herzog. Er hat öffentlich gelitten daran, denn der Komfort auf 94 Quadratmetern war eingeschränkt, nicht gerade das, was sich normale Menschen unter dem Leben in einem Schloss vorstellen. Herzog, von 1994 bis 1999 erster Mann im Staat, hatte schon mal von einer „Bruchbude“ geredet, in der dauernd Licht und Strom ausfielen. Vor der Renovierung zwischen 2004 und 2006 hatten auch Besucher dort kein leichtes Spiel. Besonders die mangelnde Klimatisierung war für ausländische Gäste eine Prüfung, aber auch die deutsche Nationalelf konnte im Sommer 2002 einen Besuch beim damaligen Präsidenten Johannes Rau als Ersatz für den Saunagang verbuchen. Und der Mini-Aufzug blieb gern mal stecken.

Nach der Renovierung, die 20 Monate gedauert und 24 Millionen Euro gekostet hatte, war die alte Dienstwohnung verschwunden. Stattdessen gibt es jetzt dort modern ausgeleuchtete Räume für Besprechungen und Essen im kleinsten Kreis. Auch das Büro der First Lady wurde dort eingerichtet. Lediglich der „Präsidentengarten“, wie der Teil vom Schlosspark Bellevue genannt wird, der sich unter der einstigen Dienstwohnung befindet, erinnert noch daran, dass es eine Zeit gab, in der Präsidenten rund um die Uhr präsent waren.

Wolfgang Thierse wollte lieber in seiner Mietwohnung am Kollwitzplatz bleiben

Auch Joachim Gauck wird sich seine Residenz aussuchen dürfen.
Auch Joachim Gauck wird sich seine Residenz aussuchen dürfen.

© dpa

Herzog war der einzige Präsident, der länger im Schloss Bellevue gewohnt hat. Richard von Weizsäcker hat die Wohnung nur kurz genutzt nach dem Umzug des Bundespräsidialamtes von Bonn nach Berlin 1994. Noch während seiner Amtszeit nahm er sich ein Privathaus in Dahlem. Der spätere Amtsnachfolger Johannes Rau ist mit seiner Frau, seinen drei Kindern und einem großen Hund gar nicht erst ins Schloss eingezogen, als er im Jahr 1999 gewählt wurde. Die Wohnung wäre wohl zu klein gewesen. Familie Rau nutzte die damals leer stehende Villa des Bundestagspräsidenten in der Dahlemer Miquelstraße. Der damalige Parlamentschef und heutige Vize Wolfgang Thierse wollte lieber weiter in seiner Mietwohnung am Kollwitzplatz leben – wie schon in den Jahren vor seiner Zeit als Politiker.

Im Juni 2004 zog Horst Köhler mit seiner Frau Eva Luise in die frühere Dienstvilla des Bundeskanzlers in die Pücklerstraße. Diese hatte sich das Bundespräsidialamt 2003 gesichert, als bereits abzusehen war, dass es nach der Sanierung von Schloss Bellevue dort keine Wohnung mehr für das Staatsoberhaupt geben würde. Gebraucht wurde die Villa nicht, denn Regierungschef Gerhard Schröder nutzte die Dienstwohnung oben im Kanzleramt, während Nachfolgerin Angela Merkel und ihr Mann den eigen vier Wänden an der Museumsinsel treu blieben.

Ein Bundespräsident hätte freilich, selbst wenn er in Berlin in seiner Privatwohnung lebt, zur Not sogar noch einen Sitz in Bonn. Bis 1994 war die Villa Hammerschmidt der erste Amtssitz des Bundespräsidenten. Der Bonn-Berlin-Beschluss des Bundestages verpflichtet dazu, sie als Zweitsitz zu erhalten. Inzwischen wird sie aber nur noch selten für Empfänge und Konzerte genutzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false