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Berlin: Unterm Baldachin durch Berlin

Am 18. März starten die Rikscha-Fahrer ihre Saison – mit einer Benefizaktion für die Krebshilfe

Er hat mit dem Training schon begonnen, denn über den Winter, sagt er, verliert man schon ein bisschen an Kondition. Und am 18. März, drei Tage vor Frühlingsanfang, beginnt die neue Saison. Helmut Millan ist Rikscha-Fahrer und hat sich in den letzten Jahren in der Lehrter Straße ein kleines Unternehmen mit immerhin 20 Rikschas aufgebaut.

Die stehen nicht nur für einfache Taxifahrten bereit, das auch, hauptsächlich aber für Stadtrundfahrten, Hochzeiten, Firmenveranstaltungen oder andere Events. Im Cabrio durch den Tiergarten, am Reichstag vorbei durchs Regierungsviertel oder über den Kurfürstendamm in den tiefen Westen, um nur einige Touren zu nennen, das ist das Angebot. Und wenn die Sonne zu heiß scheint, oder das Wetter in die andere Richtung Schutz vor allem, was von oben kommt, empfiehlt, kann man auch eine Rikscha mit Baldachin wählen. Zum Auftakt der Saison am 18. März beteiligen sich alle Fahrer des Unternehmens an einer Benefiz-Aktion: die Einnahmen gehen in vollem Umfang an die Deutsche Krebshilfe.

Seine Fahrzeuge bezieht Helmut Millan über einen Zwischenhändler aus China, sie sind also nicht den Originalen nachempfunden, sie sind Originale. Zwar werden sie dann für den hiesigen Straßenverkehr aufgearbeitet, eine Gangschaltung wird eingebaut, eine Vorderbremse, immerhin muss der Deutsche TÜV einverstanden sein – aber es bleiben chinesische Rikschas. Sechs Fahrzeuge stehen noch in Kartons verpackt in dem Schuppen in der Lehrter Straße. Wenn die zusammen- gebaut sind, hat Helmut Millan 20 Rikschas und für jedes Fahrzeug eine Fahrerin oder einen Fahrer.

Die Rikscha ist im Gegensatz zum Velo-Taxi offen, auch in der Version mit einem Baldachin können die Fahrgäste rundherum schauen, was die Stadt zu bieten hat. Genau das zu zeigen, ist für Helmut Millan im Laufe der letzten Jahre immer mehr zur Passion geworden. Und zwar eher zufällig. Nach mehreren Bandscheiben-Vorfällen war der gelernte Kaufmann zunächst arbeitslos, fuhr dann Velo-Taxi - „das war wie eine Therapie für mich“ - entwickelte exklusive Stadtführungen. Vor knapp vier Jahren machte er sich mit der Idee, in der Rikscha durch die Stadt zu führen, selbstständig. Vorher hat er sich noch zum Stadtführer ausbilden lassen, aber der entscheidende Vorteil, den er für seinen Beruf mitbringt, ist seine Neugier. „Dann habe ich mich mehr und mehr in die Stadt hineingelesen.“ Die Stadt und ihre Geschichten – ein unendliches Thema. Millan hat zu jeder Straße was zu erzählen, hinter jeder Fassade wohnt für ihn eine Geschichte. Rikscha-Fahrten sind naturgemäß langsame Fahrten, da ist immer Zeit genug, möglichst viele von ihnen zu erzählen.

Burkhard Meise

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