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Das Landesamt für Flüchtlinge kommt mit der Arbeit nicht nach - es braucht mehr Personal.

© Maurizio Gambarini/dpa

Massiver Personalaufbau: 106 neue Stellen beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten

Derzeit kommen 600 neue Flüchtlinge pro Monat nach Berlin. Die zuständige Behörde wird deshalb massiv ausgebaut.

Sie haben sogar einen Cartoon produziert, mit Sprechblasen und Comicfiguren, mit allem, was so dazu gehört. So kann man jetzt bei Strichfiguren sehen und lesen, was sie da so machen im Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Ist ja ganz sinnvoll, so eine Aufklärung, wenn man neue Mitarbeiter sucht. Und das LAF sucht sogar ausgiebig, 106 Menschen, die unbefristete Verträge erhalten, werden eingestellt. In allen Bereichen, für die Registrierung, die Leistungsgewährung, den Sozialdienst, die Qualitätssicherung.

Die Cartoons werden zum Beispiel am 27. März in der Bundesallee 171 gezeigt, dort registriert das LAF stets neue Flüchtlinge, dort findet an diesem Tag von 15 bis 19 Uhr der Karrieretag des LAF statt.
Ein enormer Personalaufbau, damit wird die bisheriger Mitarbeiterzahl von offiziell 468 (nicht alle Stellen sind besetzt) stark erhöht. Das sei allerdings auch nötig, sagt LAF-Präsident Alexander Straßmeir. Allein bei der LAF-Zentrale sprechen täglich rund 500 Menschen mit einem Anliegen vor.

Zudem kommen noch immer rund 600 Flüchtlinge pro Monat neu nach Berlin. Die Prognose fürs ganze Jahr geht von 7000 bis 8500 neuen Antragsstellern plus Familiennachzug aus. Bei der Registrierung kommen sie deshalb nur mit Verzögerung hinterher. Eigentlich sollte die nach drei Tagen abgeschlossen sein, derzeit dauert die Wartezeit aber zwei Wochen, weil mehr als 40 Registrierungen pro Tag nicht drin sind.

Am Montag stellte Straßmeir die Details der personellen Aufstockung vor, er verkündete sie als schöne Erfolgsnachricht. Noch viel schöner hätte die Nachricht für ihn allerdings geklungen, wenn er 194 neue Mitarbeiter angekündigt hätte. Durfte er aber nicht, 194 hatte er bei der Finanzverwaltung zwar gefordert, aber bekommen hat er nur 106.

4000 Menschen ziehen aus Tempohomes aus

Und die haben gut zu tun. Denn beim LAF stehen diverse Entwicklungen an. So sollen bis Mitte des Jahres rund 4000 Menschen aus Tempohomes ausziehen, Gemeinschaftsunterkünfte, die für drei Jahre gebaut wurden und auf deren Fläche eigentlich Schulen und Kitas vorgesehen sind.

Die Bezirke haben diese Flächen nur deshalb für Flüchtlingsunterkünfte freigegeben, weil die Not wegen der Flüchtlingswelle so groß war. Derzeit sind insgesamt 7000 Menschen in Tempohomes untergebracht. Die 4000 Menschen, die jetzt betroffen sind, kommen in andere Gemeinschaftsunterkünfte, in denen es noch frei Plätze gibt.

Allerdings wird nicht einfach umquartiert, das LAF achtet darauf, dass zum Beispiel Kinder nicht in andere Schulen wechseln müssen. Deshalb ist der Umzug insgesamt auch eine komplizierte, zeitraubende Angelegenheit. Auch die 870 Menschen, die derzeit noch in Containern am Columbiadamm leben, können nun endlich ausziehen. Auch sie erhalten neue Unterkünfte. Und der Flughafen Tempelhof wird in wenigen Monaten ganz leer stehen. In den Hangars lebt sowieso niemand mehr, aber noch gibt es dort medizinische Untersuchungen.
In rund einem Jahr soll das Ankunftszentrum in Berlin auf dem Gelände der Bonhoeffer-Klinik eingerichtet sein. Dort werden dann auch die Menschen leben, die auf den Abschluss ihrer Registrierung warten. Bisher sind sie in der Schmidt-Knobelsdorff-Kaserne in Spandau untergebracht. Nach der Registrierung werden sie in Gemeinschaftsunterkünfte verlegt.

In reguläre Wohnungen wäre ein Umzug natürlich auch möglich, ist aber in der Realität fast illusorisch. Es gibt einfach zu wenige Wohnungen auf dem freien Markt. 2018 konnten nur 1360 Flüchtlinge in solche Wohnungen vermittelt werden. Also müssen Behelfsunterkünfte die Probleme lösen.

28 Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) sind bis jetzt fest projektiert, 25 weitere kommen nach einer Entscheidung des Senats verbindlich dazu. Pro Bezirk zwei, in Neukölln sind es drei. Allerdings ist in bestimmten Fällen noch nicht entschieden, ob am geplanten Ort gebaut werden kann. In Lichterfelde wehrt sich eine Bürgerinitiative, die mehr als 1000 Unterstützer hat, vehement gegen ein MUF auf einem ökologischen Kleinod, einer wild gewachsenen Fläche am Dahlemer Weg.

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