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Berlin: Urteil gegen Haschverkäufer: Mutters Backofen auf Hochtouren gebracht

Während um ihn herum ausgelassen getanzt wurde, stand Moritz K. mit einem Korb unter dem Arm auf der Straße.

Während um ihn herum ausgelassen getanzt wurde, stand Moritz K. mit einem Korb unter dem Arm auf der Straße. Er wollte bei der Love Parade im vergangenen Jahr an Raver verkaufen, was er selbst angerührt, mit Mandelstückchen garniert und im Backofen seiner Mutter hat knusprig werden lassen: Knapp 1,8 Kilogramm Haschischkekse. "Das war eine Dummheit", sagte der 21-jährige Abiturient gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten. Dort musste er sich wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln verantworten.

Die Kekse seien aus seiner Sicht "relativ harmlos" gewesen, meinte der junge Mann mit langen Filz-Locken. Außerdem habe er es "nicht einmal geschafft, die Dinger an den Mann zu bringen". Tatsächlich lief das Geschäft mit seinen "space"-Keksen ausgesprochen schlecht: Der erste Interessent für die illegalen Süßigkeiten war ein Zivilbeamter. "Der überlegte kurz, lachte und nahm mich fest", sagte der Angeklagte, der kurz vor dem Abitur steht und eventuell Politologie studieren will. "So etwas wie mit den Haschischkeksen werde ich nicht noch einmal machen", sagte K. mit hoher Stimme. Er habe doch "ein so großes Potenzial" und deshalb solche Sachen gar nicht nötig. Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt... Allerdings war die Love Parade nicht sein erster Auftritt als Drogenhändler. Fünf Monate vorher hatte K. an Mitschüler Haschisch verkauft. Auch einigen Mädchen, die den Handel auf dem Schulhof beobachtet hatten, soll er Drogen angeboten haben. "Ich habe nur zum Spaß den großen Dealer gespielt", sagte K. nun. Weil ihm ein paar Mädchen "sehr spießig" vorgekommen seien. Nach dem Vorfall allerdings musste er die Schule wechseln.

In der Kreuzberger Wohnung von Familie K. hatte die Polizei 62 Canabispflanzen und weitere 7,8 Kilogramm Haschischkekse gefunden. Sohn Moritz aber bestritt, dafür die Verantwortung zu tragen. Seine Mutter verweigerte die Aussage. In diesen Punkten der Anklage wurde der Abiturient deshalb freigesprochen. Wegen des Drogenhandels auf dem Schulhof und bei der Love Parade wurde er zu einer Geldstrafe von 1000 Mark verurteilt.

Kerstin Gehrke

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