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US-Botschaft am Pariser Platz

© dpa

US-Botschaft: Zur Eröffnung harsche Kritik

Einen Tag vor der feierlichen Eröffnung der US-Botschaft am Pariser Platz hat die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher die Architektur des Gebäudes überraschend offen kritisiert. Die Vertreter finden den Zeitpunkt der Kritik nicht in Ordnung.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Eine Botschaft hätte es verdient, ein offeneres Gesicht nach außen zu tragen“, sagte sie gestern im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist kein Haus, das wirklich mit dem Ort kommunizieren kann.“ Es wäre schön, wenn sich eine Botschaft anders präsentieren könnte. Lüscher wünschte dem Neubau am Brandenburger Tor „mehr Offenheit und Zugänglichkeit“.

Die Senatsbaudirektorin räumte allerdings ein, dass es schwer sei, angesichts der strengen Sicherheitsvorgaben ein Bauwerk zu schaffen, dass architektonische Brillanz ausstrahle. Dennoch fanden Vertreter der Opposition die Architekturkritik Lüschers unmittelbar vor der Eröffnungsfeier unangemessen. Der CDU-Vizefraktionschef Michael Braun erinnerte an die jahrelangen Diskussionen über den Standort der US-Botschaft, deren Lage und Größe. Auch die Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig fand die späte Kritik der Senatsbaudirektorin nicht sehr klug. „Wir kennen doch alle die mühselige Geschichte um die Sicherheitsbedürfnisse der Amerikaner am Pariser Platz, da muss man kein großes Gewese machen“.

Dem FDP-Abgeordnete Klaus-Peter von Lüdeke war es ebenfalls zu billig, jetzt nachzukarten. Alle Planungen hätten dem Abgeordnetenhaus vorgelegen. „Wer in Krisenzeiten eine Botschaft in der Innenstadt akzeptiert, muss auch mit einem Minimum an Sicherheitsvorkehrungen klarkommen.“ Eine Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung schob gestern nach, dass die Senatsbaudirektorin „als Architektin ihre sehr persönliche Meinung gesagt“ habe. Selbstverständlich sei der Senat froh, dass die letzte Baulücke am Pariser Platz geschlossen sei. „Das Gebäude passt städtebaulich gut hinein, und die Amerikaner haben sich an alle Bebauungspläne und die Gestaltungssatzung für diesen Ort gehalten“. Das hohe Sicherheitsbedürfnis der USA müsse akzeptiert werden.

In einem „Memorandum of Understanding“, das vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und dem damaligen US-Botschafter Daniel R. Coats schon im Mai 2002 unterzeichnet wurde, war diese Akzeptanz sogar schriftlich fixiert worden. Das Gebäude wurde umgeplant, zwei Straßenführungen verändert und der Bebauungsplan wurde korrigiert. Dem gingen schwierige Verhandlungen voraus, ausgelöst durch die Anschläge auf US-Botschaften 1998 in Kenia und Tansania. Daraufhin hatten die Amerikaner ihre Sicherheitsansprüche für den Pariser Platz zunächst so weit aufgestockt, dass der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) empfahl, statt der Botschaft doch lieber ein McDonald’s-Restaurant zu eröffnen. Auch dieser Ärger ist längst verflogen.

Das Volksfest am Sonnabend (10 bis 22 Uhr) auf der Straße des 17. Juni steht unter dem Motto „Welcome home“. Es wird mit 200 000 Besuchern gerechnet. Ab 12 Uhr gibt es auf der Hauptbühne auf dem Pariser Platz ein Musikprogramm, einer der Höhepunkte ist der Auftritt der Soul- und Funksängerin Jocelyn B. Smith am Abend. Zudem werden die Jazzband der US-Luftwaffe „Check Six“, der Soul- und Popsänger Oscar Loya und der Country-Sänger Kareem Salama erwartet.

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