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Berlin: Varieté-Chef Georg Strecker

Es klingt so aufregend international: Varieté oder First Class Entertainment. Aber der drahtige Mann mit den kurzen weißen Haaren und dem kunstnahen Aussehen preist den weltbekannten traditionsreichen „Wintergarten“, auch als das renommierteste „Verzehrtheater“ der Stadt an.

Es klingt so aufregend international: Varieté oder First Class Entertainment. Aber der drahtige Mann mit den kurzen weißen Haaren und dem kunstnahen Aussehen preist den weltbekannten traditionsreichen „Wintergarten“, auch als das renommierteste „Verzehrtheater“ der Stadt an. Er tut das mit Begeisterung und großem Erfolg seit Peter Schwenkow ihn 1998 als Geschäftsführer dort eingesetzt hat.

Da hatte der Wintergarten schon eine bewegte einhundertzehnjährige Geschichte hinter sich. Viele der großen Varieté-Stars haben hier ihre Bewunderer begeistert: Charlie Rivel, Rastelli, der unvergessliche Clown Grock, die Tiller-Girls aber auch ein Otto Reutter. An diese glanzvolle Tradition konnten Bernhard Paul und André Heller bei der Wiedereröffnung 1992 anknüpfen. Aber die Zeiten sind trotz des großen Namens für ein Varieté-Theater, das seine Kosten ganz aus eigenen Einnahmen decken muss, nicht leicht. Jeden Abend, so erzählt der beredte Unterhaltungsmanager, kommen in Berlin mehr als 20 000 reine „Entertainment-Tickets“ auf den Markt – und immer neue „Geier“ versuchen ihr Glück – mit Shows ohne oder mit „Verzehr“. Bei der harten Konkurrenz sind Auslastungen von 60 oder 70 Prozent und ein schwarzes Ergebnis schon ein Riesenerfolg. Die 25 ständigen Mitarbeiter, das eigene Orchester, die Techniker, die Vertriebsleute im Call-Center, die 20 Aushilfskräfte arbeiten nicht umsonst und die kostbaren Bühnenausstattungen und die Miete für das Haus mit seinen 519 Plätzen wollen auch verdient sein. Fünf Millionen Euro ist ein guter Umsatz.

Das Publikum – je zur Hälfte Berliner und Touristen – ist von den reizvollen Shows und der typischen Wintergarten-Atmosphäre immer wieder begeistert. Lollipop oder Mozart am Trapez waren Renner. Varietés zum Tee am Nachmittag und der Kinderzirkus-Springling helfen, die Kassen zu füllen. „Staunen machen!“ heißt das aktuelle Programm. 80 der weltbesten Köche kommen diese Woche zum Staunen und zum Plaudern unter den weltberühmten Sternenhimmel. Starkoch Witzigmann und zwei seiner Kollegen werden das Menü zaubern. Auch Filme gehören zur Tradition. Demnächst sind wieder Stummfilme von Emil Jannings mit stilechter Klavierbegleitung zu sehen. Der Anspruch „dieser ernsthaften Kunstform Varieté“ sei seit eh und je, den Menschen zwei schöne, vergnügliche Stunden zu schenken.

Sich erfolgreich durchzusetzen, das hat das neunte von neun Kindern aus dem katholischen Elternhaus früh gelernt. In Bad Homburg ist er aufgewachsen. Sport, Latein und Englisch hat er in Frankfurt und dann in Nürnberg-Erlangen studiert. Das zweite Staatsexamen kam 1986. Nur gab es keine Stelle für den angehenden jungen Lehrer. Zunächst als Fahrer von Fritz Rau, dem großen Doyen der deutschen Konzert-Veranstalter, dann als sein Tourneeleiter, kam er ins Entertainment Business – und blieb dort hängen.

Wo er in Berlin wohnt? Im Wintergarten, sagt er, und in Schöneberg mit seiner jungen Frau aus Nigeria. Aber sehr wohl fühlt er sich auch mit Zeitungen in Cafés. Er ist gerne allein unter Menschen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Georg Strecker (49). Der frühere Lehramts-Student ist

seit 1998 Geschäftsführer vom Wintergarten Varieté in Berlin, einer Tochter der DEAG Entertainment.

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