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In einer Schulklasse tippen Kinder auf ihren Laptops.

© Marc Tirl/dpa-Zentralbild/dpa

Update

Vater recherchierte selbst: Erstmals Überblick zur Internetanbindung der Berliner Schulen

Spandau steht gut da, besonders langsam ist das Internet in Charlottenburg-Wilmersdorf. Das ergaben CDU-Anfragen - und Recherchen eines Elternvertreters.

Der Landeselternausschuss Berlin (LEA) hat am Donnerstag die verkündete Konstituierung des Landesbeirates Digitalisierung durch die Senatsbildungsverwaltung begrüßt. Allerdings warnte er vor den vielen ungelösten Problemen, die es noch immer gebe.

"In das Lastenheft des Beirates gehören auch am Ende des Jahres 2020 unverständlicherweise noch die grundsätzlichen Fragen, wie Digitalisierung im Berliner Bildungssystem gelingen kann", stellte das höchste Berliner Elterngremium fest.

Die Ausgangslage sei "denkbar schlecht" und beginne bereits mit der fehlenden Bandbreite der Anschlüsse "der Schulen in der Hauptstadt Deutschlands". Landeselternsprecher Norman Heise verwies dazu auf eine Erhebung des LEA-Mitgliedes Thomas Tursics aus Mitte.

Auf Basis zwölf parlamentarischer Anfragen des Abgeordneten Mario Czaja (CDU) und anderer Christdemokraten vom Oktober/November 2020 hat dieser eine Übersicht zur Internetanbindung in den zwölf Bezirken erstellt.

Daran könne man feststellen, dass "in 42 Prozent der allgemeinbildenden Schulen nur jeweils eine einzige Videokonferenz gleichzeitig gestreamt werden" könne, fasst Heise das Ergebnis zusammen.

Ursache sei die "verschlafene Ausschreibung von Breitbandglasfaseranschlüssen für die Berliner Schulen". Wie mehrfach berichtet, gab es einen solchen Überblick, wie ihn Czajas Anfragen jetzt gewähren, vorher nicht. Dass hatten frühere Anfrage zu dem Thema offenbart. Die Daten, die der Senat nun zur Verfügung gestellt hat, beziehen sich auf Ausbau-Stand im September 2019.

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Zum Vergleich: Hamburg hatte bereits 2008 die Breitbandanbindung beauftragt und 2013 abgeschlossen. In Berlin hingegen ist noch nicht einmal die Ausschreibung für diesen Mammutauftrag veröffentlicht.

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Es deute sich aktuell an, sagt Heise, dass die Vergabe im Spätsommer 2021 abgeschlossen sein könne. Erst dann beginnt die Verlegung der Anschlüsse an die rund 650 öffentlichen Schulen, was sich mehrere Jahre hinziehen dürfte.

Ein Elternvertreter mit Leidenschaft für Open Data

Elternvertreter Tursics bemüht sich bereits seit Jahren um mehr Transparenz im Bildungsbereich. Der Programmierer veröffentlicht seit Jahren auf seiner Homepage die visualisierten Ergebnisse seiner Recherchen und bezeichnet sich selbst als "Opendathusiast". Zuletzt beschäftigte er sich etwa mit der Verteilung der Quereinsteiger oder der Schulplätze an Grundschulen.

Sein aktuellstes Projekt ist aber die Internetanbindung der Berliner Schulen. Seine Auswertung der Senatsantworten auf Czajas Anfragen ergab, dass Charlottenburg-Wilmersdorf das Schlusslicht ist bei der Schnelligkeit der Internetverbindung. Am besten schneiden – je nach Zählweise – Spandau oder Reinickendorf ab.

Beispiel Pankow: Die grüne Farbe markiert (mittel-)schnelles Internet. Jeder kann "seine" Schule finden.
Beispiel Pankow: Die grüne Farbe markiert (mittel-)schnelles Internet. Jeder kann "seine" Schule finden.

© Thomas Tursics. sve

Die Visualisierung der Daten zu jedem Bezirk und den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen findet sich HIER.

Die Eltern fordern Popup-Lösungen

Auf die Vorschläge des Landeselternausschusses, sogenannte Popup-Internetlösungen an die Schulen zu holen, habe die Senatsbildungsverwaltung bis heute nicht reagiert, kritisierte Landeselternsprecher Norman Heise.

Mittlerweile sei der erste große deutsche Mobilfunkdienstleiter mit einer Bildungsflatrate gestartet.

Das fast verdeckte schwarze Symbol steht für die Zehlendorfer Zinnowwald-Schule mit ihrem Glasfaseranschluss.
Das fast verdeckte schwarze Symbol steht für die Zehlendorfer Zinnowwald-Schule mit ihrem Glasfaseranschluss.

© Thomas Tursics. sve

"Nach der oben genannten Auswertung könnten etwa über 99 Prozent der Schulen auf diesem Weg über Mobilfunk temporär schnelles Internet bekommen", berichtet Heise. Für monatlich zehn Euro gebe es einen Datentarif mit unbegrenztem Datenvolumen und höchster Geschwindigkeit.

Die ursprüngliche Reihenfolge in der Priorisierung der Verteilung der Mittel aus dem Digitalpakt habe die Senatsbildungsverwaltung so angepasst, dass Schulen jetzt auch die interaktiven Tafeln in der Beschaffung vorziehen könnten, heiß es in der LEA-Mitteilung. Ohne den zumeist fehlenden Strom- und Netzwerkanschluss sei der Betrieb jedoch nur sehr eingeschränkt möglich und sinnvoll.

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