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Berlin: Vattenfall-Chef Klaus Rauscher

Wie ein Wasserfall redet er gerade nicht. Im Gegenteil, da sitzt in seinem modernen, großzügigen Büro an historischer Stelle in der Chausseestraße mit weitem Blick über die Berliner Dächer ein ruhig argumentierender Jurist, der mit seiner sympathischen Ausstrahlung und den leicht schalkhaften Augen seine Gesprächspartner zu gewinnen und überzeugen versteht.

Wie ein Wasserfall redet er gerade nicht. Im Gegenteil, da sitzt in seinem modernen, großzügigen Büro an historischer Stelle in der Chausseestraße mit weitem Blick über die Berliner Dächer ein ruhig argumentierender Jurist, der mit seiner sympathischen Ausstrahlung und den leicht schalkhaften Augen seine Gesprächspartner zu gewinnen und überzeugen versteht. Für seinen heutigen Job als Vorsitzender des Vorstandes der Vattenfall Europe Holding, eines der vier großen Energieunternehmen in Deutschland, hat der ewige Primus und Vorzeige-Jurist mit seiner langen Erfahrung in der Bayrischen Staatsregierung die besten Voraussetzungen.

So war Klaus Rauscher unter anderem unter Ministerpräsident Max Streibl Leiter der bayrischen Staatskanzlei und mit Wolfgang Schäuble in der Kommission zur Deutschen Einheit. Davor lagen vier Jahre im Finanzministerium. Schon in dieser Funktion hatte er mit der Privatisierung staatlicher Unternehmen wie Krauss Maffei oder MBB zu tun. Logisch, dass man ihn 1991 zur Bayrischen Landesbank holte und ihm dort im Vorstand das Ressort Corporate Finance und Energiewirtschaft anvertraute.

Als der schwedische Konzern Vattenfall dann die HEW in Hamburg übernommen hatte, zog der protestantische Franke 1991 von München an die Elbe. Die Integration der HEW mit den später erworbenen Unternehmen Bewag, Laubag und Viag war und ist eine große Herausforderung. Und weil die neue Holding „eine hohe Affinität zur Politik hat“ und hier auch die meisten Kunden sitzen, hat er den Sitz von Hamburg in die Hauptstadt verlegt. Hier steuern und versteuern sie die Aktivitäten. In nüchternen Zahlen ist das: Ein Stab in der Holding von 150 Leuten bei insgesamt gut 20 000 Mitarbeitern, rund 12 Milliarden Euro Umsatz, ein ansehnlicher Überschuss von gut 10 Prozent und Investitionen von rund 550 Millionen Euro im Jahr. Und sie wollen in Europa noch weiter wachsen, mit traditionellen und erneuerbaren Energien und vielleicht auch mit Beteiligungen an Atomkraftwerken.

Der Mann, der so überzeugt ein in Deutschland privatisiertes Unternehmen in die Zukunft führt, das dem schwedischen Staat gehört, stolpert nicht über dieses Paradoxon. „Der Staat soll nicht Unternehmer spielen“, sagt er, „private Unternehmen sind in der Regel flexibler und schneller.“ Aber in sehr liberalen Staaten hält er öffentliche Unternehmen für eher akzeptabel.

Seine verstorbene Frau kannte er schon aus der Tanzstunde. Die beiden Kinder leben in München und studieren BWL und Jura. Fit hält sich ihr Vater mit dem Klapprad, das immer im Kofferraum mitfährt. Er träumt von einem mittäglichen Schönheitsschlaf. Aber bis zum 62. Lebensjahr läuft sein zweiter Fünfjahresvertrag. Er hält sehr viel von sozialem Engagement der Firma und auch persönlich. Auf der Liste der guten Taten finden sich die Lindenoper, die Bayreuther Festspiele, die Berliner Philharmoniker, die Münchner Pinakothek, die Bosch-Stiftung und die Stiftung Denkmalpflege. Welch ein breites Spektrum an sozialer Energie!

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Klaus Rauscher (57)

ist Vorstandschef der Vattenfall Europe AG, Berlin, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und Präsident des Energieversorgerverbandes VRE

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