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Berlin: VBB-Tarife: Ringen um höhere Preise für Fahrten mit Bahnen und Bussen

Nach langen Diskussionen entscheidet sich am Dienstag, ob die Fahrten mit Bahnen und Bussen vom 1. August an in den meisten Fällen teurer werden.

Nach langen Diskussionen entscheidet sich am Dienstag, ob die Fahrten mit Bahnen und Bussen vom 1. August an in den meisten Fällen teurer werden. Die im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammengeschlossenen 35 Unternehmen sind mehrheitlich dafür, die Preise zu erhöhen, der Senat war bisher dagegen. Die Entscheidung liegt nun beim Aufsichtsrat, in dem die Länder Berlin und Brandenburg sowie zehn Landkreise und die drei kreisfreien Städte in Brandenburg vertreten sind.

Teurer werden sollen vor allem die Monats- und Tageskarten, während es für Schüler zum Teil billiger würde. Neu im Angebot wäre eine Freizeitkarte für Fahrten nach 18.30 Uhr und am Wochenende, die 45 Mark (Standard) oder 55 Mark (Plus) kosten soll. Bei der Plus-Variante darf man auch drei Kinder unter 18 Jahren mitnehmen. Für Fahrten außerhalb der "Freizeit" reicht der Kauf eines Ermäßigungsfahrscheines.

Angekündigt worden war für dieses Jahr eigentlich eine "Nullrunde" bei den Preisen. Inzwischen sieht VBB-Chef Uwe Stindt gleich mehrere Gründe für eine Erhöhung. Vor allem bei den Bussen seien die Betriebskosten durch die höheren Dieselpreise erheblich gestiegen. Ferner hätten sich die Verbundunternehmen - mit Ausnahme der BVG und der S-Bahn - geeinigt, wie die Einnahmen zwischen den Betrieben aufgeteilt werden. Dies führe bei einigen zu Mehr-, bei anderen aber zu Mindereinnahmen. Um die Einnahmen aber in jedem Betrieb wenigstens konstant zu halten, sei eine Erhöhung der Preise erforderlich. Zudem gebe es mit der Einführung des Euro Anfang 2002 eine Preissenkung zwischen 1,5 und 2 Prozent, weil beim Umrechungskurs stets abgerundet werde.

Vor allem die BVG sei aber auf jede Mark angewiesen, zeigt Stindt Verständnis für den Wunsch des landeseigenen Betriebes, die Preise zu erhöhen. Der Senat senkt nämlich den Zuschuss an die BVG kontinuierlich. Nach Stindts Angaben fehlen den Unternehmen in Berlin ohne die Tariferhöhung rund 20 Millionen Mark in den Kassen. Eine Erhöhung der Preise bei den Monatskarten hält Stindt auch für gerechtfertigt, weil sie durch die neue Entfernungspauschale bei der Steuerberechnung in den meisten Fällen zumindest kompensiert werde. Nichts davon haben allerdings Senioren, gibt Stindt zu, die auf jeden Fall mehr bezahlen müssten.

Strikt gegen eine Tariferhöhung ausgesprochen hat sich der Fahrgastverband IGEB. Die Pläne seien strukturell falsch und verprellten vor allem die Stammkunden und Familien, sagt Christfried Tschepe vom IGEB-Vorstand. Insbesondere die Kindertarife müssten günstiger werden. Diese Rabatte seien in Berlin und Brandenburg besonders gering und damit "familienfeindlich".

In Berlin kostet der Fahrschein für ein Kind im Stadtgebiet derzeit 2,70 Mark. Dabei soll es auch nach der Tarifänderung bleiben, während Erwachsene in Zukunft statt 3,90 Mark dann 4 Mark zahlen sollen. Damit betrage die Ermäßigung für Kinder nur 33 Prozent, während es in Leipzig, Hannover oder München zwischen 50 und fast 60 Prozent seien.

Immerhin sollen nach den VBB-Plänen aber für Schüler bis zu 13 Jahren die Monatskarten billiger werden. Statt 60 Mark wären dann "nur" noch 45 Mark fällig. Bei den älteren Schülern soll es aber bei 60 Mark bleiben. Auf keinen Fall wegfallen dürfe, so Tschepe weiter, die Kleingruppenkarte, bei der bis zu fünf Personen für zusammen 25 Mark durchs gesamte Tarifgebiet ABC (Berlin und Umland) fahren können. Die ABC-Einzeltageskarte kostet derzeit 9,90 Mark; ihr Preis soll auf 12,40 Mark steigen.

Der Verkehrsausschuss des Parlaments hat einstimmig dem Antrag der Grünen zugestimmt, den Inhabern der - teuren - Premiumkarten zu gestatten, tagsüber statt eines Fahrrades gratis ein Kind bis zum Alter von 12 Jahren mitzunehmen. Der Antrag der Grünen, in einem zweijährigen Versuch nach Kölner Vorbild für Schüler, die älter als 12 Jahre sind, eine Monatskarte für 20 Mark anzubieten, scheiterte dagegen. Vor allem Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) hatte in der Vergangenheit familienfreundlichere Tarife gefordert.

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