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Berlin: Verabredung zur Massenprügelei

Schlägereien unter Jugendlichen häufen sich. Zur WM befürchten Polizisten einen weiteren Anstieg

Der Trend ist beunruhigend: Häufiger als sonst ist die Polizei in den vergangenen Wochen bei Massenschlägereien zwischen Jugendlichen im Einsatz gewesen. Mal ging es, wie berichtet, am Neuköllner U-Bahnhof Wutzkyallee um ein Mädchen. Ein anderes Mal um die Absage einer Autogrammstunde des Rappers „Bushido“ in einer Weddinger Media-Markt-Filiale. Doch gestern wurden noch weitere Schlägereien der vergangenen Wochen bekannt (siehe Kasten).

Hat die Brutalität unter Jugendlichen eine neue Qualität erreicht? Ein Kenner der Jugendszene bei der Polizei will das nicht endgültig bewerten. „Solche Schlägereien hat es immer wieder gegeben. Das ist eine Art Wellenbewegung, die mal zunimmt und dann wieder abebbt.“ Dabei ist es aus seiner Erfahrung nicht so, dass die jungen Leute sich „gezielt zum Prügeln verabreden als Freizeitspaß“. Meist sei es ein nichtiger Anlass, der unter rivalisierenden Gruppen zum Streit führt. Mal geht es um Mädchen, mal um Gerüchte, die jemand über einen anderen Jugendlichen verbreitet. Die Mischung der Gruppen sei dabei „völlig unterschiedlich“, sagt der Ermittler. Manchmal prügelten sich Türken und Araber, häufig seien die Gruppen aber auch gemischt: Deutsche und Ausländer. „Zum Beispiel, wenn Jugendliche verschiedener Schulen in Streit geraten“.

Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei, Klaus Eisenreich, bezeichnete die Schlägereien als „sehr beunruhigend“. Auch deshalb, weil Polizeipräsident Dieter Glietsch erst kürzlich berichtet hatte, dass die Gewaltkriminalität unter Jugendlichen im vergangenen Jahr zurückgegangen ist.

Vor allem zur Fußball-WM im Sommer werde die Polizei alle Hände voll zu tun haben, fürchtet Eisenreich: Möglicherweise auch wegen der Hooligans, die aus Polen anreisen, um sich in Berlin gezielt mit anderen zur Massenprügelei zu verabreden. Fraglich sei, ob die Beamten dann genug Kapazitäten hätten, sich noch um Schlägereien unter Jugendlichen zu kümmern. „Schon jetzt wundern sich einige Beamte sehr, dass gewisse Straftaten nicht an die Öffentlichkeit gelangen“, sagt Eisenreich. Der Gewerkschafter wertet dies als Hinweis, dass die Polizei vor der WM vermitteln möchte, dass Berlin sicher ist. „Diesen Vorwurf weisen wir zurück“, sagte eine Polizeisprecherin. Alle Fälle seien bekannt gemacht worden. Ein neuer Trend zur Massenschlägerei unter jungen Leuten ließe sich nach Polizeiangaben nicht erkennen. „Wir können bislang nur davon ausgehen, dass sich die Vorfälle zufällig gehäuft haben“, hieß es.

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