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Berlin: Verbissener Kampf gegen Sandwich-Laden

Subway-Filiale wird immer wieder angegriffen

Der Eingangsbereich ist mit gelber Farbe bekleckert, die Fensterscheiben sind mit Graffiti verschmiert, an der Wand steht „Subway sucks“. Knapp drei Monate nach der Eröffnung sieht die Filiale des Sandwich-Kette „Subway“ in der Schlesischen Straße in Kreuzberg ganz schön ramponiert aus. „Zum Glück sind wenigstens neue Scheiben drin“, sagt der Geschäftsführer David B., der seinen Namen aus Furcht vor Übergriffen nicht nennen will. Ende September hatten Unbekannte Steine in drei Fenster der Filiale geworfen. Der Schaden lag bei etwa 6000 Euro.

„Wir hatten von Anfang an Stress“, sagt B., der in Treptow wohnt. Beschimpfungen wie „Subway ist Scheiße“ seien im Vorbeigehen durch die Tür geschrieen und Aufsteller kaputt getreten worden. Vierzehn Mal hätten sie bereits Anzeige erstattet, die meisten wegen Sachbeschädigung. Die Gegner des Ladens meinten wohl, einen großen Konzern anzugreifen, vermutet der 27-Jährige. Aber nur er selbst und drei Freunde führten das Geschäft als Franchise-Unternehmer – auf eigene Rechnung. David B. sieht müde aus, als er von den Schwierigkeiten der letzten Wochen erzählt. Sie hätten mehrere zehntausend Euro in den Laden gesteckt, sagt er. Vom Umsatz, den sie brauchen, um das Geschäft rentabel zu machen, seien sie momentan weit entfernt. Das Problem ist offensichtlich: Sogar um die Mittagszeit herrscht gähnende Leere im Sandwich-Restaurant.

In der McDonald’s-Filiale ein paar hundert Meter weiter an der Skalitzer Straße sieht es zur gleichen Zeit ganz anders aus. Die Mitarbeiter geben hektisch Pommes und Burger aus, an den Kassen bilden sich Schlangen. Vor mehr als einem Jahr hatte der erste McDonald’s in Kreuzberg ähnliche Probleme wie Subway. In der Bauphase flogen Farbbeutel und Steine, die Bürgerinitiative „McWiderstand“ hatte sich formiert, um die Filiale zu verhindern, es gab Unterschriftenlisten und Demonstrationen. Doch mittlerweile ist die Webseite der Initiative schon lange nicht mehr aktualisiert worden. „Das Lokal hat sich eben integriert“, sagt McDonald’s- Sprecherin Nelli Kunkel. Anfangs sei abends und an den Wochenenden privater Wachschutz eingesetzt worden, auch die Polizei sei von Zeit zu Zeit präsent gewesen. Seit einem halben Jahr habe es aber keine Zwischenfälle mehr gegeben.

Dass sich die Lage dort beruhigt habe, bestätigt auch Gary Menzel, Leiter des Polizeiabschnitts, in dem sowohl die McDonald’s- als auch die Subway-Filiale liegen. Seine Beamten hätten vor McDonald’s verstärkt Präsenz gezeigt, nun habe es den Anschein, als ob sich die Gegner mit der Existenz der Filiale abfänden. Bei Subway wie auch bei McDonald’s vermutet Menzel eine Art „Stellvertreterkrieg“ gegen US- amerikanische Unternehmen. Eine breite Basis von Gegnern sei im Fall von Subway aber offenbar nicht vorhanden. Dennoch lasse sich die Polizei derzeit häufiger vor der Filiale sehen. Aber die Lage beruhige sich gegenwärtig, sagt Menzel, vielleicht, weil die Täter erkennen, dass sie nur einem kleinen Unternehmer und nicht der großen Kette schaden.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele, der sich damals ebenfalls gegen McDonald’s engagierte, kennt die Subway-Filiale gar nicht. Bei McDonald’s habe er insbesondere die Lage inmitten mehrerer Schulen und Berufsschulen kritisiert, sagt er. Wogegen sich die Angriffe auf Subway genau richteten, könne er nicht sagen. Auch die AG Spreepiraten, die Ende des Monats gegen steigende Mieten und Umstrukturierung des Kiezes demonstrieren und den Zug genau vor der Subway-Filiale beginnen lassen will, winkt ab. Der Ort sei Zufall, sagt einer, es gebe Wichtigeres als diesen Laden.

So verbreitet wie vor einem Jahr der Widerwille gegen McDonald’s scheint die Abneigung gegen die Subway-Filiale zwar nicht. Die Stimmung in der Nachbarschaft ist trotzdem schlecht. „Der Laden passt nicht hierher“, sagt eine Anwohnerin. „Polizeischutz führt auch nicht dazu, dass ich bei Subway esse“, eine andere. Dass das Restaurant hier nicht beliebt sei, höre man überall, sagt Rainer Seifert von der Currywurstbude gegenüber. Weder er selbst noch andere Restaurants in der Ecke hätten ähnliche Probleme gehabt. Für viele sei die Kette eben wie McDonald’s Symbol des US-Kapitalismus. Die Filiale der „China-Box“ nebenan hat dagegen offenbar das Glück, nicht als Symbol des Kapitalismus zu gelten. Obwohl auch sie zu einer Kette gehört, sei bisher nichts geschehen, sagt eine Angestellte.

David B. hofft, dass sich das Publikum wie im Fall von McDonald’s an sein Restaurant gewöhnt. Letzte Woche sei es schon etwas ruhiger gewesen, sagt er, zumindest sei nichts mehr zu Bruch gegangen. Bis sich die Lage für ihn und seinen Laden verbessere, sei sein Rezept auf jeden Fall: „Durchhalten.“ Patricia Hecht

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