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Berlin: Verbrechen lohnt sich doch

Organisierte Kriminelle machten Gewinn von 64 Millionen Euro

Es ist eine scheinbar ehrenwerte Gesellschaft, die sich aber zu dem zusammengeschlossen hat, was die Polizisten und Staatsanwälte Organisierte Kriminalität (OK) nennen. Rechtsanwälte gehören ebenso dazu wie Notare, Steuerberater, Autohändler und Drucker. Sie alle stellen ihr Wissen und Können nur für einen Zweck zur Verfügung: Um durch Straftaten schnell an viel Geld zu kommen. Schätzungsweise 64 Millionen Euro verdienten die organisierten Kriminellen im vergangenen Jahr laut Innensenator Ehrhart Körting. Nur rund 1,2 Millionen Euro konnten Polizei und Justiz ihnen wieder abnehmen.

„Die OK bewegt sich in Berlin nach wie vor auf hohem Niveau“, sagte Körting am Donnerstag bei der Vorstellung des „Lagebildes Organisierte Kriminalität“. Aber der Kampf gegen sie ist nicht hoffnungslos: „Wir haben das Phänomen OK rechtzeitig erkannt, gegengesteuert, und wir glauben, wir beherrschen sie“, sagte Generalstaatsanwalt Dieter Neumann. Die Zahl der Ermittlungskomplexe ist mit 96 im vergangenen Jahr zwar deutlich geringer als 2001 (120), allerdings stieg die Zahl der darin zusammengefassten Einzelstraftaten. 2002 waren es über 6300, im Jahr davor registrierte die Justiz nur rund 4500 Einzeltaten. Dies liegt laut Körting daran, dass nun viele Taten besser zuzuordnen seien.

Deutsche Gangster dominieren weitgehend die kriminellen Geschäfte: Beim Drogenhandel beispielsweise sind knapp 60 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen Deutsche und nur knapp 17 Prozent türkischer Herkunft. Ähnlich ist es bei einer zweiten Domäne der Organisierten Kriminalität – der Verschiebung gestohlener Luxuskarossen in den Ostblock. Fast 35 Prozent der Tatbeteiligten sind Deutsche, 25 Prozent stammen aus Polen und gut 17 Prozent aus dem früheren Jugoslawien. Sie arbeiten Hand in Hand mit Litauern, Ukrainern, Russen, aber auch mit Kamerunern, Vietnamesen und Griechen.

Im Rotlichtmilieu dagegen haben deutsche Zuhälter nur noch wenig zu melden. Ihnen haben inzwischen Bulgaren, Türken und Thailänder den Rang abgelaufen. Bei den Delikten Menschenraub, Totschlag und Schutzgelderpressung stammt die Mehrzahl der ermittelten Verdächtigen dagegen aus Vietnam (rund 42 Prozent). Deutsche Täter kommen mit etwa 28 Prozent an zweiter Stelle.

Der illegale Zigarettenhandel, ein ursprünglich von Vietnamesen beherrschtes Feld, liegt nun weitgehend in der Hand von Russen, Deutschen und Schweizern, sagte Uwe Schmidt, der im Landeskriminalamt für OKErmittlungen zuständig ist. Vietnamesen verkauften die eingeschmuggelten Zigaretten nur noch im Straßenhandel.

Die so genannte Russen-Mafia spielt Innensenator Körting zufolge nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich knapp zwei Prozent der ermittelten Tatverdächtigen stammten aus Russland.weso

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