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Berlin: Verdächtiges weißes Pulver

Politologin wollte ihre Untermieterin ärgern – Bewährungsstrafe

Angeblich wollte sie ihre frühere Untermieterin nur ein bisschen ärgern. Doch die beiden Briefe, die die Politologin Gudrun S. am 27. Oktober vergangenen Jahres an Ellen G. und deren Eltern in einer Kleinstadt bei Ulm verschickte, sorgten für Aufsehen: Beim Öffnen rieselte weißes Pulver heraus. Es kam zu größeren Polizeieinsätzen und gestern zum Prozess. Die 38jährige Gudrun S. ließ erklären, dass sie ihrer früheren Untermieterin aufgrund von Mietstreitigkeiten „nur einen kleinen Schrecken“ einjagen wollte. Sie bereue ihr Verhalten. Weil die Briefe mit ihrem Absender versehen waren, sei sie davon ausgegangen, dass niemand „wirklich an Milzbrand“ denkt. Studentin Ellen G. ging tatsächlich von einer „Trittbrettfahrer-Geschichte“ aus. Sie sei aber trotzdem „beunruhigt gewesen“, sagte sie als Zeugin. Auch ihre Eltern, die den Brief zeitgleich erhielten, machten sich Sorgen. Die Mutter sprach von „75 Prozent Angst“. Sie ergriff eine untaugliche Sofortmaßnahme: „Ich nahm den Staubsauger, das ist bei schwäbischen Hausfrauen genetisch bedingt.“ Als die Polizei kam, wurde das Wohnzimmer versiegelt, die verdächtige Substanz im Spezialbehälter abtransportiert. „Ich fand den Brief unglaublich blöd, war wütend, nahm ihn aber als Drohung ernst“, sagte die 59-jährige Klavierlehrerin. Die Politologin hatte die Briefe abgeschickt, nachdem es in den USA Tode nach Post mit Milzbranderregern gegeben hatte. Die Angeklagte habe in einer Zeit „kollektiver Panik noch eins draufgesetzt“, hieß es im Urteil. Dass es sich nur um einen groben Scherz handeln sollte, sei weltfremd. Wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten wurde die Politologin zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. K.G.

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