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Berlin: Verdi: Die Quoten müssen stimmen

So etwas hat es bei den Gewerkschaften noch nicht gegeben. Zuerst steht der Vorstand auf Bundesebene, und dann erst folgen die Landes- und Bezirksverbände nach, um ihre Leitungen zu wählen.

So etwas hat es bei den Gewerkschaften noch nicht gegeben. Zuerst steht der Vorstand auf Bundesebene, und dann erst folgen die Landes- und Bezirksverbände nach, um ihre Leitungen zu wählen. Eine Fusion von fünf Gewerkschaften zur größten Arbeitnehmerorganisation der Welt wie bei Verdi gibt es eben auch nicht alle Tage. "Wir hätten sonst ewig keinen Kopf gehabt", sagt Susanne Stumpenhusen, noch Berliner ÖTV-Vorsitzende und wohl künftige Verdi-Chefin von Berlin und Brandenburg.

Jetzt müssen sich aber auch in der Region die Strukturen von ÖTV, DAG, HBV, IG Medien und der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) vereinen und die Vorstände bilden. Für Berlin und Brandenburg wird die Verdi-Spitze am 12. Mai gewählt. Einfach ist das nicht; denn in Folge der Fusion muss neben den schon geltenden Quoten für Frauen und Jugendliche auch der Proporz zwischen den bisherigen Einzelgewerkschaften beachtet werden. Zudem spielen die Befindlichkeiten zwischen Berlin und Brandenburg eine Rolle. Insgesamt 270 000 Mitglieder wird der Verdi-Landesverband zählen, 150 000 von ihnen kommen aus Berlin.

Bundesweit wurde festgelegt, welche Gewerkschaft in welchem Landesverband den Vorsitz stellen darf. In Berlin und Brandenburg wird es die ÖTV sein, wie auch in Sachsen, Thüringen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland. Aber die vier anderen Gewerkschaften dürfen jeweils einen Stellvertreter benennen. Parallel dazu wird es künftig einen ehrenamtlichen Vorstand geben, dessen Vorsitzenden die HBV nominieren kann. Künftig wird es dann auch noch auf Berliner Ebene einen ehrenamtlichen Bezirksvorsitzenden geben, dieser wird von der DPG vorgeschlagen. Ihm zur Seite wiederum wird ein hauptberuflicher Bezirksgeschäftsführer gestellt, diesen kann die DAG benennen.

Wäre es nur nach der Größe der Gewerkschaften gegangen, wäre die ÖTV übermächtig gewesen. "Wir haben aber immer gesagt, der Feind steht draußen. Die ÖTV beabsichtigt nicht, die anderen Gewerkschaften plattzumachen", sagt Stumpenhusen. Man solle nicht glauben, dass die ÖTV früher ein monolithischer Block gewesen sei.

Rund 240 Mitarbeiter wird der Verdi-Landesverband vorerst haben. "Unser Überhang ist überschaubar", sagt Stumpenhusen. Sie geht davon aus, dass dieser durch natürliche Fluktuation abgebaut wird. Ohnehin sind bis zum Jahr 2007 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Wie bisher schon in den meisten Gewerkschaften zahlen neue Mitglieder künftig einheitlich einen Beitrag von einem Prozent des Gehaltes. Bei der Fusion wurden aber auch Leistungen aus den einzelnen Gewerkschaften übernommen, die aus frühen Gewerkschaftstagen stammen. So hat die Postgewerkschaft ihren Zuschuss für die Grabpflege eingebracht; und von Seiten der ÖTV wird künftig ein Treuegeld an Mitglieder beim Ausstieg aus dem Berufsleben gezahlt. Ihren Sitz wird die Verdi-Landeszentrale voraussichtlich im ÖTV-Haus am Engeldamm finden. Aber die alten Standorte wie das DAG-Haus in der Blissestraße und die Zentrale der IG Medien an der Dudenstraße sollen für die gewerkschaftliche Arbeit erhalten bleiben. "In unser Haus werden garantiert keine Rechtsanwalts- und Architektenbüros kommen", sagt Andreas Köhn von der IG Medien.

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