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Berlin: Verdi legt Busse und Bahnen lahm

BVG kann Kunden während des Streiks nur einen notdürftigen Ersatzfahrplan bieten. Einige wenige Strecken werden befahren

Die Berliner müssen sich auf den längsten Streik im Nahverkehr seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einstellen. Wenn die BVG-Beschäftigten – wie die Gewerkschaft Verdi gestern angekündigt hat – von morgen an bis mindestens zum letzten Schultag vor den Osterferien am 14. März Bahnen und Busse stehen lassen wird, kann das Unternehmen nur einen notdürftigen Ersatzfahrplan anbieten. Wer nicht auf die S-Bahn ausweichen kann, muss sich andere Wege suchen. Ein neues Tarifangebot der Arbeitgeber, das zum Aussetzen des Streiks führen könnte, ist bisher nicht in Sicht. Gestern Nachmittag hat die Tarifkommission der Gewerkschaft beschlossen, zwar unbefristet zu streiken, den Arbeitskampf aber eventuell über die Osterferien auszusetzen.

Die BVG will versuchen, entlang der wichtigsten U- und Straßenbahnstrecken einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten. Sie werden aber nur alle 30 Minuten fahren; die Fahrpläne hat die BVG noch nicht erstellt. Sie sollen heute im Internet veröffentlicht werden. Auch im Callcenter der BVG sind sie dann unter der Nummer 19 44 9 zu erfahren. Ersatzverkehr soll es bei der U-Bahn auf den Linien U2, U5, U6, U7 und U 9 geben. Bei der Straßenbahn will es die BVG auf den Linien M1, M4, M6, M17 sowie 50 und 62 schaffen. Die Busse fahren aber in der Regel nur zwischen der Endstation und dem ersten S-Bahnhof auf der Strecke. Ausnahmen sind die U2, auf der die Busse von Pankow zum Alexanderplatz fahren sollen, sowie die U9, die in kompletter Länge zwischen Osloer Straße und Rathaus Steglitz mit Bussen bedient werden soll.

Zum Flughafen Tegel fahren Busse wieder auf der TXL-Route; allerdings muss die BVG dafür dieses Mal die Fahrzeuge selbst beschaffen, die ihr dann woanders fehlen. Beim ersten Streik in dieser Tarifrunde hatte der Senat noch diesen Verkehr bei der Bahntochter Bex bestellt und bezahlt. Jetzt erwarte man, dass die BVG den Anschluss des Flughafens ans Nahverkehrsnetz innerhalb ihres Notfallplanes sicherstelle, sagte gestern die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland. Während die Busse damals alle zehn Minuten fuhren, müssen die Fahrgäste nun aber zwanzig Minuten auf einen TXL-Bus waren.

Für ihren Notverkehr kann die BVG nur die rund 100 Busse von privaten Unternehmen einsetzen, die regulär im BVG-Auftrag Linien befahren. Diese Fahrten müssen jetzt wegfallen. Allein für den normalen Betrieb setzt die BVG sonst täglich mehr als 1200 Busse ein.

Verdi-Verhandlungsführer Frank Bäsler kündigte gestern an, dass die Gewerkschaft alle drei Tage die Streiktaktik überprüfen werde. Man werde auf jeden Fall flexibel handeln können. Zum ersten Mal wolle man sich am Donnerstag wieder zusammensetzen.

Bäsler erklärte den harten Kurs von Verdi damit, dass die Gewerkschaft ein deutliches Signal in Richtung BVG-Vorstand geben wolle. Dort sei nämlich das Ergebnis der Urabstimmung – mehr als 96 Prozent Zustimmung zum Streik – angezweifelt worden. Durch den kompletten Ausstand werde man zeigen, wie kampfbereit die Beschäftigten seien.

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