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Verdienstmedaille: Mit 99 Jahren im Einsatz

Tagesspiegel-Leserin Elli Heinrich wird für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt.

„Wer sich mit 99 Jahren noch mit solcher Inbrunst engagiert, ist einfach ein Vorbild“, sagt Oxfam-Mitarbeiterin Susanne Weinhold. Das Lob gilt ihrer Kollegin Elli Heinrich, die heute für ihr bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet wird. Im Goldenen Saal des Rathauses Schöneberg überreicht ihr Bezirksbürgermeister Ekkehard Band (SPD) die Verdienstmedaille.

„Die Medaille wird aber wohl nicht aus Gold sein“, sagt Elli Heinrich augenzwinkernd – und hofft, dass sie bei der Zeremonie ihr Lachen beherrschen kann. „Zu ulkig“ erscheint ihr die Nachricht, dass sie für ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei der Hilfsorganisation Oxfam geehrt werden soll. Heinrich ist Oxfam-Mitarbeiterin der ersten Stunde: Den Zweite- Hand-Laden in der Friedenauer Rheinstraße hat sie vor elf Jahren mit eröffnet. Seitdem sortiert die Rentnerin zwei Tage die Woche die gespendeten Bücher je nach Wert und Thematik. Esoterik sei besonders beliebt, sagt sie. Philosophie, Religion und Lyrik seien hingegen die Gebiete, die sie persönlich begeistern, schon seit ihrer Schulzeit.

Wie sie in ihrem Alter zum Ehrenamt kam? Bei einem Spaziergang habe sie auf einem Plakat gelesen, dass Oxfam ehrenamtliche Mitarbeiter suche. „Und ich hatte ja nichts als Zeit“, sagt die Kreuzbergerin. „Wir sind alle aus demselben Grund hier: Man will die Kräfte, die man übrig hat, jemandem spenden, der es nötig hat.“ Die Harmonie zwischen den Mitarbeitern sei vorzüglich, sie selbst aber eher Einzelgängerin. „Jetzt trau ich mich immerhin schon – und das habe ich mich mein Leben lang nicht – an andere Menschen heranzutreten.“ Zum Beispiel um einen Witz zu erzählen. Ihr Engagement für andere habe so auch ihr geholfen.

„Die Bücher haben uns zusammengebracht“, sagt Heinrich, die gerne Bibliothekarin geworden wäre. Dafür hätte sie das Abitur machen müssen – was damals für Mädchen nicht üblich war. „Ich bin begeistert, dass mir das in meinem hohen Alter noch beschieden ist.“ Allerdings sei es ihr ein bisschen peinlich, dass sie nun für ihren Einsatz ausgezeichnet werde, nur weil sie ein wenig älter sei als die anderen Ehrenamtlichen. Ihrem 100. Geburtstag im Oktober sehe sie zwar ein wenig skeptisch entgegen, „aber möglich ist es schon“, sagt sie und strahlt dabei. Vielleicht werde sie auch noch ihre Memoiren schreiben. Es gäbe noch reichlich zu erzählen.Laura Wieland

Laura Wieland

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