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Berlin: Verfugt und zugenäht

Brigitte Grunert über Kopfsteinpflaster vorm Abgeordnetenhaus Die Niederkirchnerstraße hat es in sich. Dort waren Kreuzberg und Mitte durch die Mauer getrennt, dort sagen sich der GropiusBau und das Abgeordnetenhaus Guten Tag.

Brigitte Grunert über Kopfsteinpflaster vorm Abgeordnetenhaus

Die Niederkirchnerstraße hat es in sich. Dort waren Kreuzberg und Mitte durch die Mauer getrennt, dort sagen sich der GropiusBau und das Abgeordnetenhaus Guten Tag. Zuerst sollte es diesen Straßennamen gar nicht mehr geben, denn die Widerstandskämpferin Käthe Niederkirchner war Kommunistin. Jahrelang war die Adresse des Parlaments bloß eine Postleitzahl. Als sich das erledigt hatte, fiel den Abgeordneten ein, dass die Straße im engen Schlauch zwischen dem Preußischen Landtag und der Wilhelmstraße so unkomfortabel ist. Das holprige Kopfsteinpflaster, der fehlende Bürgersteig auf einer Seite – wie unbequem für Fußgänger und Radfahrer, so dass manche frech über den Bürgersteig radeln. Der Senat möge Abhilfe schaffen.

Tja, was ist da zu tun? Der Senat hat erst einmal einen schönen langen Bericht an das Parlament geschrieben. Den Bürgersteig wird es nicht geben, das wäre unhistorisch. Dort steht nämlich die Mauer unseligen Angedenkens, ein Baudenkmal. Und das Kopfsteinpflaster wurde auch erst vor zehn Jahren liebevoll historisch wiederhergestellt, was die Parlamentarier wohl schon vergessen hatten. Da aber alle so besorgt um das Wohl der Radler sind, könnte man das Holperpflaster durch Verfugungen glätten.

Und was lehrt uns das Problem? Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche. Es ist doch viel angenehmer, sich selbst, den Senat und Heerscharen von Zuarbeitern in den Amtsstuben mit kleinen Sorgen zu beschäftigen als mit den drückenden großen Problemen.

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