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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Vergewaltigungsvorwürfe gegen Pfleger: Angriff im Krankenbett: 38-Jähriger vor Gericht

Eine psychisch kranke 19-Jährige zeigte einen Pflegehelfer an. Vor Gericht bestreitet der Mann, die Frau missbraucht zu haben. Der Sex sei einvernehmlich gewesen.

Bestürzt wirkte Kay H. und schnappte entrüstet nach Luft, als ihn ein Polizist mit den schweren Vorwürfen einer 19-jährigen Patientin konfrontierte. Er soll sich als Pflegehelfer an ihr Bett geschlichen, sie sexuell missbraucht haben. Zweimal in einer Nacht, in der er die damals suizidgefährdete Frau rund um die Uhr im Auge behalten sollte. Zum Ermittler sagte H., sie sei nicht einmal sein Frauenbild – und schwieg dann. Als Angeklagter zeigte er sich gesprächig, bestritt und wirkte selbstgefällig.

„Da habe ich einen großen Fehler gemacht“, begann der 38-Jährige am Donnerstag vor dem Landgericht und rieb sich die Stirn. Er habe sich zum Sex hinreißen lassen. „Die Initiative ging von ihr aus, es war eine einvernehmliche Sache.“ Von Gewalt, die ihm in der Anklage vorgeworfen wird, sei keine Spur gewesen. „Es entwickelte sich ein lockerer Umgang, wir redeten und lachten, es wurde immer vertrauter – wir saßen dann auf dem ihrem Bett.“

Die junge Frau litt unter Borderline und sollte rund um die Uhr betreut werden

Ihre Wege kreuzten sich im August 2014 im Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Schöneberg. Susanne, damals Abiturientin, litt unter psychischen Problemen. Diagnose Borderline. Auf der geschlossenen Station sollte sie 24 Stunden am Tag betreut werden. Das Personal kam auch von außerhalb. „Ich habe für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet, die medizinisches Fachpersonal einstellt, um Lücken zu füllen“, sagte der Angeklagte. „Mir wurde gesagt, dass ich Nachtwache bei ihr halten soll.“

Ein Mann, der medizinische Kenntnisse als Rettungsassistent durchaus hat, auf der anderen Seite aber auch jede Menge Probleme. Drogen sind eines davon. „Ich nahm Crystal Meth“, sagte Kay H. zum Richter. Die hoch gefährliche Droge habe er gespritzt. „Aber im Rettungsdienst und bei der Nachtwache fiel es auf, da war ich dann clean.“ Seinem Arbeitgeber entgingen die Probleme wohl lange. Auch anhängige Verfahren gegen H. wurden offenbar nicht bekannt.

Der Angeklagte gab zu, nach dem Sex den Laptop gestohlen zu haben

Nach Mitternacht soll es zum Übergriff gekommen sein. Die Anklage geht davon aus: Susanne schlief, als er sich an ihr Bett schlich, sie küsste und die erwachte Frau zum Sex zwang. „Sie war innerlich derart erschüttert und geschockt, dass sie zu einer Gegenwehr nicht in der Lage war“, heißt es in der Anklage. Kay H. sei dann in eine Arbeitspause von etwa einer halben Stunde gegangen. Danach habe er die Frau erneut vergewaltigt. Wieder habe sie aus Angst und Schock aufgrund ihrer Persönlichkeit nicht reagieren können.

Der Angeklagte gab zu, dass er nach dem Sex den Laptop der Patientin aus ihrem Schrank gestohlen hatte. Ein Vergewaltiger aber sei er nicht. „Es war auch nach der Pause ihre Initiative.“ Susanne erhob schnell die Vorwürfe, er verlor den Job. Doch die Ermittlungen gingen zunächst langsam voran. Dann erhob auch ein 30-jähriger Mann, der in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung lebt, schwere Beschuldigungen. H. soll auch ihn vergewaltigt haben. Vor Gericht sagte H. zu diesem Vorwurf, er habe den Mann auf der Straße kennengelernt. Weil er klauen wollte, sei er mit ins Zimmer des Mannes gegangen. „Sexuelle Handlungen gab es nicht.“ Der Prozess geht am 4. März weiter.

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