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Wochenlang gab’s in Berlin überall Baustellen, viel geändert hat sich nicht.

© Doris Spiekermann-Klaas

Verkehr: Auch nach Ferienende bleibt Berlin Staustelle

Nur etwa ein Drittel der Engpässe auf den Straßen Berlins ist bislang verschwunden. Einige Arbeiten haben sich durch das schlechte Wetter sogar noch einmal verzögert.

Wahrscheinlich sind die sogenannten Sommerbaustellen so ziemlich das Einzige, was und von diesem „Sommer“ noch erhalten bleibt. Das Wetter spielt April wie bisher, die Urlaubszeit ist Geschichte, aber auch am ersten Tag nach den Ferien standen Autofahrer an vielen Orten in der Stadt vor Engpässen im Stau. Anders als der Sommer dauern viele Sommerbaustellen an, und durchaus nach Plan. Auf der anderen Seite gab es Verzögerungen durch bürokratischen Leerlauf und auch das Mistwetter der vergangenen Wochen.

Zu Ferienbeginn gab es 315 Sommerbaustellen auf Berlins Straßen, nur etwa 100 sollten bis zum vergangenen Wochenende fertiggestellt sein. „Wir gehen davon aus, dass es die Bezirke zu 90 Prozent geschafft haben“, sagt Mathias Gille von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Am Montag habe es zwar auf dem Schönefeld-Zubringer A113 und an der Seestraße größere Staus gegeben. Auf der wegen der Sanierungsarbeiten langfristig eingeengten Avus aber habe es keine Probleme gegeben, und insgesamt habe auf den Straßen eine „entspannte Situation“ geherrscht. Viele erlebten das anders.

Der Verkehr auf der Seestraße werde sich noch mindestens bis zum Ende dieser Woche stauen, das sei amtlich vorgegeben, sagte Thomas Schuster, Fachbereichsleiter beim Bezirksamt Mitte. Die Verkehrslenkung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – sie legt fest, wann und wo auf den Straßen gearbeitet werden darf – hatte hier während des Müllerstraßenfestes eine Unterbrechung der Bauarbeiten angeordnet. Obwohl jetzt schon von 6 bis 22 Uhr auf Hochtouren geackert wird, kann die Fahrbahn nicht schneller fertiggestellt werden.

Oft machte auch das Wetter den Tiefbauern einen Strich durch die Rechnung. „Wenn es regnet, können wir nicht asphaltieren“, sagt Schuster. So habe man es nicht geschafft, in der Budapester Straße die letzte Deckschicht pünktlich aufzubringen. Wenn das Wetter mitspielt, soll das im Verlauf dieser Woche nachgeholt werden. In Spandau konnte am Montag immerhin mit Abschluss der Arbeiten ein Engpass in der Gatower Straße beseitigt werden. Und die Straße des 17. Juni wurde nach zweiwöchiger Totalsperrung zwischen Großem Stern und Yitzak-Rabin-Straße termingerecht fertig. Weil dann zügiger, mit größerem Gerät und ohne Nahtstellen gearbeitet werden kann, hat sich eine Vollsperrung als schnellste und kostengünstigste Form des Straßenbaus erwiesen, sagt der Experte. Diese ließe sich auch auf die Wochenenden beschränken. Trotzdem gebe es dafür nur selten eine Genehmigung.

Mitunter aber, so klagt man in den Bezirken, gibt es bei der Verkehrslenkung wegen der vielen Bauprojekte immer wieder Engpässe bei der Bearbeitung der Anträge. So können Bauarbeiten in der Hermann- und in der Silbersteinstraße, die eigentlich in den Ferien stattfinden sollten, erst im September beginnen, sagt Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing (SPD). Auch in Mitte stehen noch einige Großprojekte an. In den kommenden Monaten werden die Heinrich-Heine- und die Bornholmer Straße saniert, auch die Arbeiten in der Torstraße gehen abschnittsweise weiter, wobei man vor allem in den Herbstferien arbeiten will.

Oft stecken hinter den Staus auch Leitungsarbeiten. So erneuern die Berliner Wasserbetriebe in der Frankfurter Allee (Friedrichshain-Kreuzberg) und der Berliner Straße (Pankow) Rohre und Kanäle. Und die BVG saniert die Tunneldecken der U-Bahn in der Tauentzienstraße und im Hohenzollerndamm für Engpässe.

Eine Ursache für die vielen Baustellen sei auch, dass die Sondermittel zur Schlaglochbeseitigung so spät bereitgestellt wurden, sagt Martin Lambert (CDU), Baustadtrat in Reinickendorf. Weil die zusätzlich 25 Millionen Euro für die Bezirke vom Senat erst im Frühjahr bewilligt wurden, konnten die Arbeiten erst danach ausgeschrieben werden. Ab 2012 sollen die Gelder in die normalen Bezirkshaushalte einfließen, kündigte Martin Gille von der Stadtentwicklungsbehörde an.

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