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Berlins Bausenator Michael Müller will die Abhörstation auf dem Teufelsberg zurückkaufen..

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Verkehr: Mehr treten – aber bitte fair

Verkehrssenator Müller zeichnet vorbildliche Fahrradprojekte aus und will Parkplätze durch Radstellflächen ersetzen.

In der Fahrradpolitik sind sie sich einig, Berlins sozialdemokratischer Stadtentwicklungssenator Michael Müller und der christsoziale Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer: Sie wollen mehr Radler auf den Straßen sehen und sie zugleich stärker in die Pflicht nehmen, sich im Verkehr fair zu verhalten.

Nach Ramsauers Vorstoß, rücksichtslose Radfahrer künftig härter zu bestrafen, hat Verkehrssenator Michael Müller (SPD) am Freitag für mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr geworben – ohne allerdings höhere Strafen zu fordern. Müller setzt auf Vorbilder und die richtige Infrastruktur, wie bei der Preisverleihung „Fahrradstadt Berlin“ deutlich wurde. „Darauf hinzuweisen, dass wir mehr Respekt im Straßenverkehr brauchen, halte ich für richtig. Das gehört zu den Aufgaben eines Bundesverkehrsministers“, sagte Müller – und verwies auf die seit Mai in Berlin laufende Kampagne „Rücksicht“, mit der die Stadt den gestiegenen Unfallzahlen bei Radfahrern begegnen will.

7376 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern gab es im vergangenen Jahr in Berlin – eine Steigerung von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und da der Anteil der Radfahrer im Straßenverkehr mit steigender Tendenz bei mittlerweile 13 Prozent liegt, könnte sich das Problem in den nächsten Jahren noch verschärfen. „Die größte Gefahr für Radfahrer geht immer noch von rechts abbiegenden Autofahrern an Kreuzungen aus.“ Um Kreuzungen übersichtlicher zu gestalten, will Müller parkende Autos aus der direkten Nähe von Ampeln und Kreuzungen verbannen. Stattdessen gebe es Überlegungen, an diesen Stellen verstärkt Fahrradstellplätze zu errichten, sagte der Verkehrssenator. „Das würde die Übersicht an Kreuzungen und den Schutz von Radfahrern verbessern.“

Zum fünften Mal zeichnete der Stadtentwicklungssenator am Freitag Menschen und Institutionen aus, die sich in besonderer Weise um den Fahrradverkehr in Berlin verdient gemacht haben. Bis 2050 soll Berlin eine klimaneutrale Stadt sein, sagte Müller. Auf dem Weg dahin gehe es auch darum, mehr Radverkehr von den Gehwegen auf die Straße zu verlagern und den Autoverkehr ein Stück weit zurückzudrängen. „In einer Stadt mit ausgeprägten sozialen Unterschieden ist das Fahrrad die Möglichkeit für alle Bürger, mobil zu sein“, sagte Müller.

Die Pankower AG Verkehr an der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule erhielt die Auszeichnung, weil sie mit zusätzlichen Fahrradständern an der Schule mehr Schüler dazu animiert, mit dem Rad zum Unterricht kommen. „Schon heute bringen kaum noch Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule“, sagte der Fahrradbeauftragte des Senats, Burkhard Horn.

Einen weiteren Preis bekam die Gewerbegemeinschaft Ku’damm-Halensee, die 40 Fahrräder mit großen Einkaufskörben an der Straße aufstellte, damit Kunden von einem Laden zum nächsten fahren können. Ausgezeichnet wurde auch der dänische Botschafter Per Poulsen-Hansen. Er erhielt einen Preis für die Ausstellung „Eine Stadt fährt Rad“, die anlässlich der dänischen EU-Präsidentschaft in den Nordischen Botschaften den Kopenhagener Radverkehr vorstellte. Von dänischen Verhältnissen mit teuren kilometerlangen Radstraßen und grüner Welle für Fahrradfahrer ist Berlin allerdings noch weit entfernt. Vom Arbeiten unter erschwerten Bedingungen berichtete ein Sprecher der „bbw Berufsvorbereitungsgesellschaft“, die für den Einsatz mobiler Fahrradstellplätze bei Großveranstaltungen ausgezeichnet wurde. Finanziell unterstützt wird die bbw auch vom Senat – wie lange noch, ist aber offen.

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