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Bauarbeiten: Ostkreuz kommt unter die Haube

Die neue Bahnhofshalle am Verkehrsknotenpunkt im Osten der Stadt nimmt Gestalt an. Ein Ende der Bauarbeiten ist aber noch nicht in Sicht.

Jahrzehntelang tat sich gar nichts – jetzt geht alles ziemlich schnell. Am Bahnhof Ostkreuz, dessen marode Anlagen nur noch vom Rost zusammengehalten worden waren, wie Eisenbahner spotteten, sind jetzt innerhalb weniger Monate alle neun Stahlträger für die neue Halle des Ringbahnsteigs montiert worden; die Verglasung des 132 Meter langen Baus ist in vollem Gang. Über 450 Scheiben werden hier eingesetzt; die größten sind rund vier Meter hoch. Ostern 2012 sollen die Fahrgäste in der neuen Halle in die Züge der Ringbahn steigen können.

Das Bauen geht dann – zum Leidwesen auch vieler Anwohner – allerdings weiter. Ende des Jahres beginnen nach Angaben eines Sprechers die Arbeiten an der unter der Ringbahn liegenden Ost-West- Verbindung. Hier müssen die Gleise so umgebaut werden, dass die Züge in Zukunft in jeder Richtung an einem gemeinsamen Bahnsteig halten, Richtungsbahnsteig genannt. Die Fahrgäste wissen dann genau, wo es ins Zentrum geht und von welchem Bahnsteig die Züge stadtauswärts fahren. Derzeit halten die Züge von und nach Lichtenberg am Bahnsteig D, während die Züge aus und von Erkner am Bahnsteig E ankommen. Fahrgäste, die von der Ringbahn aus umsteigen wollen, dürfen jeweils raten, wo der nächste Zug in ihre gewünschte Richtung abfahren wird. Anzeigen gibt es – noch – nicht.

So genannte Richtungsbahnsteige erhält auch der Bahnhof Warschauer Straße, der ebenfalls umgebaut und statt drei nur noch zwei Bahnsteige haben wird. Auch ein neues Eingangsgebäude ist geplant. Der Vorgängerbau musste bereits 2005 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Seither legen die Fahrgäste lange Wege zu den Bahnsteigen zurück.

Nach Abschluss der Arbeiten, voraussichtlich 2016, werden auch Regionalzüge am Ostkreuz halten, wodurch der Bahnhof zu einem perfekten Umsteigeknoten im Netz werden wird. Ob der Senat dann auch die Straßenbahn näher an den Bahnhof legt, ist noch nicht entschieden. Die Straßenbahn soll an der Nordseite des Bahnhofs halten und über die Sonntagstraße zur bestehenden Strecke an der Wühlischstraße führen. Der Abschnitt auf der Boxhagener Straße würde dann aufgegeben.

Ohne Halt werden allerdings die S-Bahnen, die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen in Schönefeld fahren, den Umsteigebahnhof passieren. An der Verbindungskurve der Ost-West-Strecke zur Ringbahn, die 2014 fertig sein soll, wird es, anders als früher, keinen Bahnsteig mehr geben.

Lesen Sie weiter auf Seite 2, welche Baumaßnahmen als Nächstes geplant sind.

Der Umbau des Bahnhofs, der 2006 mit Abrissarbeiten begonnen hat und mit Kosten in Höhe von 411 Millionen Euro veranschlagt war, ist kompliziert, weil der Verkehr immer nur vorübergehend unterbrochen werden soll. Jahrelang, wahrscheinlich bis Ende 2015, müssen von Dezember an in Ostkreuz die Fahrgäste der S 3 von und nach Erkner umsteigen, weil die Züge wegen der Arbeiten an der Ost- West-Strecke dann nur noch zwischen Erkner und Ostkreuz fahren können.

Und auf der Ringbahn, auf der der Betrieb seit Monaten an den meisten Wochenenden unterbrochen wird, geht im nächsten Jahr sogar vom 30. März bis zum 10. April gar nichts mehr. Dann will die Bahn die 111 Signale und 45 Weichen zwischen Treptower Park und Schönhauser Allee an das neue Elektronische Stellwerk am Bahnhof Frankfurter Allee anschließen, wozu der Betrieb unterbrochen werden muss, ehe die Züge anschließend in der neuen Halle halten können.

Lange hatte die Bahn übrigens gezögert, die Halle zu bauen. Die Konstruktion ist sehr teuer, weil die Gleise hier in einem Bogen liegen. Jede der neun Stahlstützen hat deshalb andere Maße. Die Träger wurden am Bahnsteigende vormontiert und dann an ihren Standort verschoben. Zudem ist der Bahnsteig extrem breit, bis zu 48 Meter, wodurch die Halle sehr groß wird. Dies ist erforderlich, um die Treppen zu den Ost-West-Bahnsteigen darunter geradlinig bauen zu können. Verwinkelte Anlagen, bei denen die Fahrgäste auf einem Podest die Richtung wechseln müssen, will die Bahn nicht mehr haben. Die Aufzüge zum Regioalbahnsteig, an dem derzeit die S-Bahnen halten, sollen Ende des Jahres fertig sein.

Die auch ursprünglich für den Regionalbahnhof an der Ringbahn vorgesehene Halle wird es aber definitiv nicht geben, weil unklar ist, wie viele Züge hier in Zukunft stoppen werden. Vorgesehen ist bisher stündlich ein Halt für Bahnen aus Eberswalde, die bis zum neuen Flughafen in Schönefeld fahren sollen. Mehr Verbindungen will der Senat nicht bestellen – und bezahlen. Das Land finanziert jetzt aber eine einfache Überdachung – von dem Geld, das es der S-Bahn abgezogen hat. So bezahlt die Bahn zumindest indirekt doch noch ein Dach.

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