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Bauwirtschaft: Gemischte Gefühle über Neuausschreibung

Von Jubel bis Unverständnis – die Reaktionen auf das neu aufgerollte Ausschreibungsverfahren für den Terminalbau des BBI sind bei der regionalen Wirtschaft unterschiedlich ausgefallen.

„Die Neuausschreibung ist dringend erforderlich“, sagt Wolf Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau (FG Bau). „Wir sprechen uns ganz klar für eine Aufteilung in kleinere Lose aus.“ Nur so könnten kleinere Betriebe mehr als bisher profitieren, sagte Wenkel.

„Jeder, der bisher nicht dabei war, hat jetzt eine neue Chance bekommen“, sagt auch Carl-Friedrich Thymian, Geschäftsführer der Firma Beton & Rohrbau, die bereits an zwei BBI-Arbeitsgemeinschaften beteiligt ist. Thymian rechnet damit, dass in der neuen Runde bis zu 40 weitere Firmen Aufträge bekommen können und dadurch mehr Arbeitsplätze in der Region gesichert sind. „Aber so schön die Nachricht auch ist: Ich kann mir nicht vorstellen, dass der bisherige Zeitplan eingehalten werden kann.“

Eine Verzögerung, so heißt es bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), sei nicht wünschenswert. Die Wirtschaft erwarte jetzt schnelle Entscheidungen. Wenn sich der Bau nur um wenige Monate verschiebe, sei das jedoch noch akzeptabel. Grundsätzlich zeigte sich die IHK erfreut über die neue Entscheidung. „Wir haben schon seit Beginn der Planungen gefordert, die Lose beim Flughafenbau möglichst so auszuschreiben, dass auch der regionale Mittelstand gute Chancen hat, Aufträge zu bekommen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. „Ich will nicht hämisch werden, aber wir haben schon früher darauf hingewiesen, dass bei einer Vergabe der Bauarbeiten im Paket die Gefahr groß ist, dass die Kosten kräftig steigen.“

Doch Bauunternehmer Thymian rechnet gerade durch die neue Ausschreibung mit erheblichen Mehrkosten. „Wenn sich die Bauzeit jetzt verzögern sollte, wird es für uns auf jeden Fall teurer. Denn dann müssen wir die Baustellen länger betreiben und das Personal länger vor Ort beschäftigen.“

Für den Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg ist die Entscheidung daher auch geradezu „katastrophal“. Dort spricht man sogar von einer Gefährdung des Projekts. Die Flughafengesellschaft müsse sich fragen lassen, ob bei der Ausschreibung des Terminals nicht von vornherein mit zu niedrigen Kosten kalkuliert worden sei, sagt Hauptgeschäftsführer Axel Wunschel. Alle Erfahrungen zeigten, dass zu den veranschlagten Kosten ein derartiges Projekt nicht realisiert werden könne. Nun wolle die Flughafengesellschaft die Risiken der internationalen Stahlpreisentwicklung auf die sich um Bauaufträge bewerbenden Unternehmen verlagern.

Die FG Bau hält dagegen. „Je mehr Betriebe sich beteiligen, desto stärker wird der Wettbewerb“, sagt Hauptgeschäftsführer Wenkel. „Dadurch wird es deutlich billiger.“ Y. El-Sharif/A. Visser

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