zum Hauptinhalt

Berlin-Schönefeld: Drei Flugausfälle: Familie schafft Abflug nach Italien nicht

Da sitzt man im Flugzeug, freut sich auf den Urlaub, der Pilot gibt Schub – und dann die abrupte Bremsung. Wie eine Familie zum dritten Mal vergeblich versuchte, von Berlin-Schönefeld nach Pisa zu fliegen.

Schönefeld - „Wir waren alle fassungslos. Bisher kannte ich das nur aus Kinofilmen.“ Da sitzt man im Flugzeug, freut sich auf den Urlaub, der Pilot gibt Schub – und dann die abrupte Bremsung. Auf dem Flugfeld kommt die Feuerwehr. Herzklopfen, ewig warten, wieder raus aus der Maschine, Anstehen für Koffer, keiner weiß was. Die fünf Kinder im Alter von acht Monaten bis elf Jahren sind müde, haben Durst, aber es gibt lange nichts zu trinken – und viele Schalter am Flughafen Schönefeld sind gegen 22 Uhr nicht mehr besetzt.

Eigentlich wollte Familie Jurczok aus Kladow am Sonnabend endlich nach Pisa, ab 16 Uhr mussten alle am Flughafen sein. Dass der Start wegen eines Vogelschwarms abgebrochen werden musste, war schon aufregend genug. Es war für die Familie schon der dritte Anlauf, mit Easyjet endlich nach Italien zu kommen – in die Ferien und zum schwerkranken Großvater. Hunderte Kunden hat es wie die Jurczoks zuletzt hart getroffen, weil Easyjet kurzfristig dutzende Flüge absagt. Die größte britische Fluggesellschaft begründet das mit Fluglotsen-Streiks. Crews und der Personalvertretung zufolge sollen aber die bis ans gesetzliche Höchstmaß gestrickten Dienstpläne oft Ursache sein. So würden Piloten und Flugbegleiter bei Verspätungen rasch über die legalen Arbeitszeit kommen und dürften deshalb nicht mehr losfliegen. Für solche Fälle sieht das europäische Reiserecht Ausgleichszahlungen vor. Einige Berliner bekamen diese bereits von Easyjet. Nicht aber die deutsch-italienische Familie, „trotz Einschreiben-Rückschein“, sagt Großmutter Anita Jurczok, 58. „Am Sonnabend hat der Pilot erst angesagt, er hoffe, dass wir mit einer der zwei in Schönefeld stehenden Maschinen noch fliegen können – aber die Besatzung würde gleich über der gesetzlich erlaubten Arbeitszeit liegen. Deswegen ging es dann doch nicht.“ Aber die Familie sagt, sie denkt auch darüber nach, dass die Gesellschaft ihren Preis dafür bezahlt, das alles immer billiger wird.

Die Reise der Jurczoks sollte schon am 12. Juli stattfinden. Der Neffe brachte Oma, Tochter, Schwiegersohn und Kinder nach Schönefeld, dort wurde der Flug erst als verspätet angekündigt und kurz vor dem Boarding abgesagt. Beim zweiten Versuch, am 19. Juli, stand Anita Jurczoks Mann erneut als Notfall-Abholer bereit. „Da gab es in Schönefeld schon Tumulte.“ Am Sonnabend „dachten alle, das kann doch nicht wahr sein“. Umbuchen auf andere Gesellschaften war bei acht Personen nicht möglich. „Zu teuer, und so viele Plätze waren jetzt in der Ferienzeit nirgends frei.“ Auch nicht bei der Bahn.

Heute will die Gruppe für die 1300-Kilometer-Tour den vierten Versuch starten: im Wohnmobil. Annette Kögel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false