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Berlin-Schönefeld: Vogelschwarm zwang Jet zum Startabbruch

In Berlin-Schönefeld machte am Samstagabend eine Easyjet-Maschine eine Vollbremsung, um die Kollision mit einem Vogelschwarm zu verhindern. Die Zahl solcher Vorfälle nimmt ab, Berliner Airports beschäftigen „Vogelvergrämer“.

Schönefeld/Berlin - Der Startabbruch der Easyjet-Maschine am Samstagabend in Schönefeld ist aus Vorsichtsgründen erfolgt. Das teilte eine Sprecherin der Fluggesellschaft am Sonntag auf Anfrage mit. Die Piloten hätten einen Vogelschwarm bemerkt und sich zur Vollbremsung entschlossen, um eine Kollision mit den Tieren zu verhindern.

Am Sonnabend hieß es zunächst, durch das starke Bremsen seien Reifen des Flugzeugs beschädigt worden. Nun erklärte die Sprecherin, man habe lediglich vorsorglich Teile des Bremssystems ausgewechselt. Daher habe die Maschine zunächst nicht erneut starten können.

Durch das Ende der Brutsaison vieler Arten sowie zusätzlich durch die Präsenz von Lerchen, Schwalben und Mauerseglern sei derzeit mit einer hohen Vogelschlaghäufigkeit zu rechnen, erklärte der Deutsche Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr (DAVVL). Dazu kämen im Osten Ansammlungen nicht brütender Gänse und Kraniche.

Zur Häufigkeit von Zwischenfällen an Berliner Flughäfen konnte deren Sprecher Leif Erichsen am Sonntag keine Angaben machen. Laut DAVVL sind die Zahlen deutschlandweit rückläufig. Im Vorjahr gab es danach 499 Zwischenfälle, neun Prozent weniger als 2008. Davon ereigneten sich 243 der Kollisionen zwischen Flugzeugen und Vögeln innerhalb der Flughafengelände. In den ersten drei Monaten dieses Jahres gab es in Deutschland nur 41 Vogelschläge. Lediglich in zwei Fällen wurden Triebwerke beschädigt. In einem Fall entschlossen sich die Piloten, vorsorglich zu landen. Frankfurt und Hamburg sind die Spitzenreiter, an allen anderen deutschen Airports gab es zwischen null und maximal zwei sogenannte „Birdstrikes“. Zuletzt war Anfang Juli ein Airbus von Germanwings kurz nach dem Start wieder in Stuttgart gelandet, weil Vögel eines der beiden Triebwerke beschädigt hatten.

Statistisch führt jeder dritte Vogelschlag zu einem Schaden. Wegen des hohen Aufpralltempos können die Tiere Flugzeugnase und Cockpitscheiben demolieren. Gelangen sie in die Düsentriebwerke, sind Beschädigungen an den Turbinenschaufeln wahrscheinlich, die schlimmstenfalls zum Totalausfall führen. So geschehen zuletzt bei der spektakulären Notwasserung eines Airbusses im Januar 2009 auf dem Hudson-River in New York. Während hier alle Passagiere und Besatzungsmitglieder gerettet wurden, starben 2008 beim Absturz eines Citation-Businessjets in Oklahoma City alle fünf Insassen. In Frankfurt musste 2009 eine Boeing 747 der Lufthansa den Start nach einem „Birdstrike“ abbrechen. Zwei Mäusebussarde gerieten 1993 in die Triebwerke eines anderen Jumbo-Jets, verursachten 8,5 Millionen Euro Schaden und zwangen die Piloten zum Startabbruch.

Um Vögel von den Start- und Landebahnen fernzuhalten, setzen die Flughäfen auf hohes Gras und Pflanzen, die diese nicht mögen. Ferner werden auch in Berlin „Vergrämer“ beschäftigt, die die Vögel mit Knallgeschossen vertreiben. Am Frankfurter Flughafen setzt man jetzt zudem auf ein neuentwickeltes System, mit dem Vogelschwärme von Wärmebildkameras erfasst werden. Als zukunftsträchtig gelten auch spezielle Radaranlagen.

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