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Am Samstag steht die U-Bahn still.

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Update

Berliner Nahverkehr: BVG-Streik: Berlin droht am Samstag das Chaos

Bus, Tram, U-Bahn – Am Samstag wird Berlin lahm gelegt, weil bei der BVG gestreikt wird. Klaus Wowereit spricht von einem "unnötigen" Arbeitskampf.

In den festgefahrenen Tarifverhandlungen für die 12 500 Beschäftigten der BVG ruft Verdi für Samstag zu einem fast ganztägigen Warnstreik auf. Von Betriebsbeginn um 4 Uhr bis gegen 19 Uhr sollen keine U- und Straßenbahnen sowie keine Busse fahren. Verdi fordert einen jährlichen Ausgleich der Inflation – derzeit 2,3 Prozent – zuzüglich eines Aufschlags. Es sei in allen Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern bisher nicht gelungen, sich anzunähern, hieß es.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte, einen „unnötigen Streik“ zu vermeiden. Im Nahverkehr gebe es durch die anhaltenden Probleme bei der S-Bahn genug Schwierigkeiten, die mit dem Tarifstreit bei der BVG nicht noch verschärft werden sollten. Auch der Berliner Verkehrssenator Michael Müller (SPD) bezeichnete den geplanten Warnstreik als „nicht angemessen“. Sollte gestreikt werden, werde es für die Berliner eine „erhebliche Belastung“ geben. Der Kommunale Arbeitgeberverband lehnt den Warnstreik als „völlig überzogen“ ab.

Die Tarifkommission habe bewusst den Samstag für eine erste Streikaktion gewählt, um die Auswirkungen für die Fahrgäste in Grenzen zu halten, erklärte dagegen die Gewerkschaft am Mittwoch. Spüren werden es Berufstätige, die am Samstag arbeiten müssen, Berliner, die einkaufen oder Ausflüge machen, Touristen, die die Stadt erkunden wollen. Der Flughafen Tegel, nur erreichbar mit dem Bus oder dem Taxi, dürfte am letzten Tag der Berlinale so gut wie abgeschnitten sein. Und die Besucher des Fußball-Bundesliga-Heimspiels von Hertha BSC im Olympiastadion (Anpfiff: 15.30 Uhr), werden bei der Hin- und Rückfahrt auf die S-Bahn angewiesen sein. Allerdings kann auch diese kein volles Programm anbieten, da ihr nach wie vor Fahrzeuge und Fahrer fehlen.

Bilder des letzten BVG-Streiks sehen Sie hier:

Da die Mehrzahl der Mitarbeiter der BVG und deren Tochterunternehmen Berlin Transport bei Verdi Mitglied sind, wird wohl fast der gesamte Betrieb der BVG lahm gelegt sein. Ob die BVG versucht, einen Notfahrplan aufzustellen, ist noch unklar. Der S-Bahn-Verkehr ist nicht betroffen, weil das Unternehmen zur Deutschen Bahn gehört.

Die Verdi-Tarifkommission habe ein nachgebessertes Angebot der Arbeitgeber einstimmig als unzureichend abgelehnt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft am Mittwoch. Mit der Aktion machten die Mitarbeiter deutlich, „dass ihre Geduld erschöpft ist“, nachdem in sechs Verhandlungsrunden keine Annäherung gelungen sei. Die nächste Runde bei den Tarifverhandlungen findet am Montag statt. Verdi erwartet, dass die Arbeitgeber, vertreten durch den Kommunalen Arbeitgeberverband, dann ein "verhandlungsfähiges Angebot" vorlegen. Kommt es zu keiner Annäherung, ist mit weiteren Warnstreiks zu rechnen, die dann auch den werktäglichen Berufsverkehr treffen können.

Die Beschäftigten fordern eine Lohnerhöhung, die die Inflationsverluste ausgleicht. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber wollen den Tarifvertrag für vier Jahre abschließen. Die BVG hatte nach Tagesspiegel-Informationen angeboten, Löhne und Gehälter um mindestens zwei Prozent zu erhöhen. Zuvor hatte sie bis 2015 jährliche Steigerungen zwischen 1,2 und 1,5 Prozent vorgesehen. Verdi fordert einen Ausgleich für die Inflationsrate sowie einen Zuschlag.

Der Flughafen Tegel, nur erreichbar mit dem Bus, dürfte damit am Sonnabend so gut wie abgeschnitten sein – und das am letzten Tag der Berlinale – , die Taxibranche wird es freuen. Betroffen sind am Sonnabend auch 75.000 Zuschauer, die ins Olympiastadion kommen – dort spielt Hertha BSC um 15.30 Uhr gegen Borussia Dortmund; allein 10.000 Fans werden aus dem Ruhrgebiet anreisen. Sie müssen sich in die eh schon bei Hertha-Spielen vollen S-Bahnzüge drängen – denn die Linie U 2 und auch die Busse auf der Heerstraße fallen aus – zufälligerweise übrigens bis zwei Stunden nach Abpfiff. Für viele der 10.000 Zuschauer, die zum Alba-Heimspiel am Samstagabend wollen, wird es zumindest knapp. Die S-Bahn ist eine Alternative - wenn man denn den S-Bahnhof ohne BVG-Bus überhaupt erreicht.

Als es 2008 schon einmal zum BVG-Streik kam, hatte Hertha BSC mit der Messe einen Gratis-Parkplatz auf dem Messegelände organisiert und die Fans mit Shuttle-Bussen hin und hergefahren, weil es am Stadion zu wenig Parkplätze gibt. Auch diesmal wird Hertha 1500 kostenlose Parkplätze auf dem Messegelände an der Jafféstraße den Fans zur Verfügung stellen, wie der Klub am Nachmittag mitteilte. Von dort wird ab 13.30 Uhr ein Shuttle-Bus zum Stadion fahren und bis 19 Uhr zurück. Zudem will die S-Bahn mehr Züge einsetzen. .

(mit dapd/dpa)

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