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© Kai-Uwe Heinrich

Chaos in Berlin: S-Bahn-Hersteller schickt Techniker zur Hilfe

Die gute Nachricht: Bei einem Gespräch am Montagabend wollten Spitzenleute von BVG und S-Bahn ausloten, ob und wie das eine Unternehmen dem anderen helfen kann. Die schlechte Nachricht: So oder so ist kein Ende der Chaostage bei der S-Bahn in Sicht.

Die gute Nachricht: Bei einem Gespräch am Montagabend wollten Spitzenleute von BVG und S-Bahn ausloten, ob und wie das eine Unternehmen dem anderen helfen kann. Die schlechte Nachricht: So oder so ist kein Ende der Chaostage bei der S-Bahn in Sicht. Ein halbwegs stabiler Notfahrplan „im Laufe der Woche“ ist alles, was ein Bahnsprecher am Montag in Aussicht stellte. Ergebnisse des Treffens sollen heute mitgeteilt werden. Denkbar wäre, dass die BVG der S-Bahn mit Werkstattpersonal aushilft und sie durch zusätzliche Fahrten etwas entlastet. Nach Auskunft von BVG-Sprecher Klaus Wazlak ist die Personaldecke der BVG angesichts der nahenden Sommerferien allerdings dünn. Auch müssen sich die Unternehmen finanziell einigen. Als möglich gilt, dass der Senat Geld von der S-Bahn auf die BVG umverteilt.

Bei der Verkehrsverwaltung hieß es, dass für Zusatzkosten bei der BVG „natürlich die S-Bahn“ aufkommen müsse. Ein Sprecher von Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sagte, dass man auch eine Zwangsverpflichtung der BVG zu zusätzlichen Fahrten erwogen habe, aber zunächst die Verhandlungen abwarten wolle. Während die Frage, ob das Land den bis 2017 laufenden Vertrag mit der S-Bahn vorzeitig kündigen sollte, laut Verwaltung weiter geprüft wird, stellte Junge-Reyer am Montag einen möglichen Zeitplan in Aussicht: Etwa Ende 2011/Anfang 2012 könne eine Neuausschreibung vorbereitet werden. Grünen- Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling forderte, den Vertrag sofort zu kündigen. Sie verwies auf Informationen der „Rheinischen Post“, wonach das Unternehmen 2009 die Rekordsumme von 87,7 Millionen Euro an den Bahn-Mutterkonzern abführen muss. Ein Bahnsprecher wollte diese Zahl nicht kommentieren.

Die S-Bahn verwies am Montag weiter aufs Internet (www.s-bahn-berlin.de) als aktuellste Informationsquelle. Allerdings sind selbst diese Notfahrpläne nicht immer korrekt. Die Linien S1, S2, S25, S3, S5 und S75 fahren weiter nur alle 20 Minuten, S45 und S85 fallen aus.

Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) erwägt Konsequenzen aus den nicht eingehaltenen Kontrollzusagen der S-Bahn: Man prüfe, ob man Selbstverpflichtungen der S-Bahn künftig noch akzeptieren könne, sagte EBA-Sprecher Ralph Fischer auf Nachfrage. Die Alternative wären Anordnungen, bei denen die S-Bahn kein Mitspracherecht mehr hat.

Der S-Bahn-Wagen-Hersteller Bombardier lehnt derweil jede Verantwortung für Konstruktions- und Materialfehler ab. Wie berichtet, hatte der Bruch eines Rades die Überprüfung des Wagenparks ausgelöst. Bombardier-Deutschlandchef Stephan Krenz sagte gestern: „Wir unterstützen die S-Bahn als unseren guten Kunden dabei, das Problem zu beheben. Eine Gewährleistung gibt es aber seit 2007 nicht mehr.“ Allerdings erneuerte ein S-Bahn-Sprecher den Vorwurf, dass es sich um ein Konstruktionsproblem bei den Rädern handle. Bombardier hat dennoch 17 Techniker in die S-Bahn-Werkstätten Wannsee, Schöneweide und Oranienburg geschickt, um dort beim Austausch der Radsätze zu helfen. „In die Analyse des Radscheibenbruchs sind wir aber nicht eingebunden“, sagte der Bombardier-Chef. „Über die Ursachen haben wir daher keine Kenntnis.“ Die Wagen, die nun reihenweise untersucht werden, waren von 1996 bis 2004 in Hennigsdorf produziert worden, erst bei Adtranz, dann ab 2001 nach der Übernahme von Bombardier. Ein Imageproblem befürchtet Krenz durch die aktuellen Probleme nicht für den Konzern. Stefan Jacobs/Alexander Fröhlich

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