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S-Bahn

© Kai-Uwe Heinrich

Chaostage: S-Bahn droht völlige Einstellung des Verkehrs

Das Chaos bei der Berliner S-Bahn ist groß - und es könnte noch größer werden. Jetzt ist es sogar nicht mehr ausgeschlossen, dass der gesamte Betrieb eingestellt wird. Am Mittwoch rollten auf einigen Streckenabschnitten bereits Busse.

Berlin - Der Nahverkehr in Berlin steht dicht vor einem Kollaps. Bei der S-Bahn ist nicht ausgeschlossen, dass die Aufsichtsbehörde den Betrieb vorübergehend komplett einstellen lässt – und der Flughafen Tegel wird weiter von einem Teil der Taxifahrer boykottiert, was zu langen Wartezeiten für Fluggäste führt. Der Senat sieht keine Möglichkeiten, hier einzugreifen. Die S-Bahn ließ am Mittwoch wegen des Wagenmangels bereits als Ersatz Busse fahren. Ab nächster Woche sollen zusätzliche Regionalbahnen zwischen Berlin und Potsdam fahren.

Offiziell heißt es beim aufsichtsführenden Eisenbahn-Bundesamt in Bonn, man habe der S-Bahn bisher nicht gedroht, ihr die Betriebserlaubnis zu entziehen. Intern schließt man bei der S-Bahn nach Tagesspiegel-Informationen wegen der Verstöße gegen die Sicherheitsauflagen einen solchen Schritt aber nicht aus, sollte es zu einem weiteren Verstoß kommen. Und dass das Eisenbahn-Bundesamt weitere Sicherheitsüberprüfungen verlange, sei nicht ausgeschlossen, sagte der Sprecher des Amtes, Ralph Fischer. Dies könne sich erneut erheblich auf den Betrieb auswirken.

Seit einer Woche Notbetrieb

Seit einer Woche kann die S-Bahn auf fast allen Linien nur noch einen Notbetrieb anbieten. Statt alle zehn fahren Züge nur noch im Abstand von 20 Minuten; mehrere Linien sind komplett eingestellt, andere verkürzt.

Zwischen Strausberg und Strausberg Nord, wo die Bahnen auch im Regelbetrieb nur alle 40 Minuten fahren, setzte die S-Bahn am Mittwoch vorübergehend Busse als Ersatz ein. Nach Tagesspiegel-Informationen gibt es bereits Überlegungen, auch weitere Außenäste des Netzes auf Busbetrieb umzustellen. Wie viele Fahrzeuge überhaupt noch einsetzbar sind, teilte die Bahn auch am Mittwoch nicht mit. Nach dem Bruch eines Rades am 1. Mai waren die Kontrollen der betroffenen Räder verschärft worden. Fahrzeuge, die die Fristen überschritten haben, müssen aus dem Verkehr genommen werden. Weil sich die Geschäftsführung nicht daran gehalten hatte, wurde sie komplett abgelöst.

Werkstätten sind überlastet

Sie hatte zuvor Werkstätten stillgelegt und sich von Mitarbeitern getrennt, um die Gewinnvorgaben des Konzerns zu erreichen. Ursprünglich sollte die Berliner S-Bahn dem Konzern im nächsten Jahr rund 125 Millionen Euro als Gewinn überweisen. Im vergangenen Jahr hatte es die S-Bahn immerhin auf 56 Millionen Euro gebracht – dank eines rigiden Sparkurses und den Zahlungen des Senats, der in diesem Jahr die S-Bahn mit rund 232 Millionen Euro bezuschussen wollte. Die Summe wird jetzt aber nach Angaben von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) um maximal zwölf Millionen Euro wegen Qualitätsmängeln reduziert. Hinzu kämen Abzüge für ausgefallene Fahrten.

Weil die verbliebenen Werkstätten mit der Überwachung der Räder völlig überlastet sind, können an anderen Zügen erforderliche Kontrollen nicht mehr vorgenommen werden. Auch diese Züge müssen abgestellt werden.

Ab der nächsten Woche sollen zwischen Berlin und Potsdam zusätzliche Regionalexpress-Züge fahren. Dann gibt es zwischen Ostbahnhof und Potsdam zwischen 6 Uhr und 20 Uhr parallel zur S-Bahn vier Verbindungen pro Stunde statt zwei. Außerdem entfällt der Zuschlag für den Schnellbus zwischen dem Bahnhof Südkreuz und dem Flughafen Schönefeld. Heute will die Bahn den „Basisfahrplan“ der S-Bahn für Juli vorstellen.

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