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Hoch die Kelle. Gegen den Verzicht auf den Stopp von Fernzügen war lange protestiert worden. Bisher vergeblich. Doch nun scheint sich die Bahn zu bewegen.

© Thilo Rückeis

Charlottenburg: Nach 22 Uhr könnten wieder ICE am Zoo halten

Bahnchef Grube will jetzt prüfen, ob ICE-Züge nicht doch wieder ein Stopp am Zoo einlegen könnten. Unabhängig davon soll es am Zoo aber wieder mehr Fernverkehr geben.

Die Bahn bewegt sich doch – auch am Bahnhof Zoo. Während sie es bisher kategorisch abgelehnt hat, dort wieder Fernzüge halten zu lassen, will Bahnchef Rüdiger Grube jetzt prüfen, ob nicht doch wieder ein Stopp eingelegt werden kann – wie von 1884 bis 2006. Dies bestätigte am Sonnabend ein Bahnsprecher. Grube habe dies dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) zugesichert, hatte dessen Präsident Gerhard J. Curth zuvor mitgeteilt. Curth hat vorgeschlagen, generell alle IC- und D-Züge halten zu lassen, und zwischen 22 Uhr und 6 Uhr sollten auch alle ICE im Bahnhof Zoo stoppen. Auch der künftige rot-schwarze Senat hat einen Halt am Zoo gefordert.

Nach 22 Uhr fahren noch drei ICE auf der Stadtbahn nach Berlin – zwei aus Köln, einer aus München, die den Bahnhof Zoo ohne Halt passieren. Und frühmorgens könnten nach diesem Vorschlag je ein ICE nach München und Düsseldorf/Köln am Zoo Zwischenstation machen. Mit einem generellen Stopp der IC- und D-Züge ließen sich vom Zoo aus weitere Ziele umsteigefrei erreichen.

Nach 22 Uhr sei es unsinnig, Fahrgäste bis zum Hauptbahnhof fahren zu lassen, wo sie nur noch geschlossene Geschäfte vorfänden, sagte Curth. Am Zoo dagegen gebe es auch außerhalb des Bahnhofs reichlich Gastronomie. Tagsüber hält auch Curth einen regelmäßigen ICE-Halt im Bahnhof Zoo für problematischer, weil die Züge auf der Stadtbahn in einem sehr dichten Abstand fahren. Ein Halt am Zoo würde die Gesamtfahrzeit eines ICE nach Angaben der Bahn um fünf Minuten verlängern. Bei einem Stopp im Bahnhof Zoo müsste deshalb der Halt in Spandau entfallen, was man nicht wolle. Allerdings sind die ICE zwischen Hauptbahnhof und Spandau fast genauso lange unterwegs wie ein Regionalexpress, der dazwischen hält.

Im ursprünglich zwischen dem Land und der Bahn abgesprochenen Konzept für den Bahnknoten Berlin war Zoo auch nach der Eröffnung des Hauptbahnhofs wie in den 122 Jahren zuvor weiter als Fernbahnhalt vorgesehen. Den überraschenden Verzicht, der bis heute im Konzern umstritten ist, hatte der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn intern damit begründet, dass die Bahn die Fahrgäste zum Hauptbahnhof lenken wolle, wo 80 Geschäfte und Lokale auf Kunden warten. Der dortigen Austernbar hat es übrigens nichts genutzt; sie hat jetzt dichtgemacht.

Unabhängig davon soll es am Zoo aber wieder mehr Fernverkehr geben. Die Kölner MSM-Gruppe will, wie berichtet, vom nächsten Jahr an dreimal täglich zwischen Köln und Berlin fahren – mit Halt im Bahnhof Zoo, für den es seit Jahren Umbaupläne gibt, die aber noch nicht mit dem Denkmalschutz abgestimmt sind. Die Bahnsteige müssten nicht umgebaut werden, sie sind 1993 aufwendig verlängert worden – für den Halt von ICE.

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