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Defekte Wagen: Das Wetter hilft der S-Bahn – aber nur wenig

Die S-Bahn kann knapp 40 Züge mehr einsetzen als geplant, das Chaos bleibt trotzdem. Verkehrspolitiker fordern mehr Personal.

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Viele Berliner mussten am ersten Werktag nach den Weihnachtsferien lange auf ihre S-Bahn warten oder sich von Außenbezirken wegen gesperrter Strecken eine Alternative suchen. U-Bahnen und Straßenbahnen waren voller als sonst; viele Fahrgäste schimpften auf die S-Bahn und auf die Preiserhöhung zum Jahreswechsel.

Immerhin konnte die Bahn am Montag knapp 40 Züge mehr einsetzen, als eigentlich geplant. Grund sei das gute Wetter, weder Schnee noch Kälte setzten weitere Waggons außer Gefecht. Beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg wurde dies so kommentiert: „Die S-Bahn fährt offensichtlich nach Wetterbericht, nicht nach Fahrplan.“ Mit 247 Viertelzügen gelang es nach Angaben der Bahn, auf einigen wichtigen Strecken wie der Stadtbahn und der Wannseebahn einen Zehn-Minuten-Takt anzubieten, teilweise jedoch erst ab den Mittagsstunden. Die Strecken nach Spandau, Wartenberg, Strausberg Nord und Hennigsdorf bleiben jedoch bis auf Weiteres gesperrt. Vorrang habe ein stabiler Fahrplan, „auch wenn das wehtut“, sei die Anordnung von S-Bahn-Chef Buchner, sagte ein Sprecher .

Die verbliebenen Züge vor allem auf der Stadtbahn seien am Montagmorgen völlig überfüllt gewesen, niemand habe jedoch auf dem Bahnsteig zurückbleiben müssen. Die BVG transportierte etwa 400 000 Fahrgäste mehr als sonst.

Für das Chaos gab der Berliner FDP- Bundestagsabgeordnete Martin Lindner dem Senat die Schuld. „Es ist lächerlich, den Bund für langfristige Verträge mit der S-Bahn verantwortlich zu machen“, sagte Lindner. Der Vertrag sollte unter Wahrung von Fristen gekündigt werden. Der Transport müsse neu ausgeschrieben werden, Schienen im Eigentum der öffentlichen Hand bleiben. Der Berliner CDU-Abgeordnete Frank Steffel schlägt einen Runden Tisch vor, an dem das Bundesverkehrsministerium, die Deutsche Bahn und der Senat nach schnellen Lösungen suchen. Das Verkehrsministerium sollte die Federführung übernehmen.

Bundespolitiker wie der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Patrick Döring, fordern einen „Systemwechsel“ bei der S-Bahn mit einer veränderten Technologie. „Wir müssen radikal denken“, sagte Döring. Das sei Aufgabe des „operativen Geschäfts“, sagte Döring. Dass sich die „Geschäftspolitik der Deutschen Bahn“ im Schienenverkehr irgendwann räche, liege auf der Hand, sagte Volkmar Vogel (CDU), Vizevorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses. Die Bahn müsse als Muttergesellschaft der S-Bahn dafür Sorge tragen, dass qualifiziertes Personal eingestellt werde. „Es fehlen Personalkapazitäten. Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte, um die Wartungsintervalle zu verkürzen“, sagte Vogel dem Tagesspiegel. Mehr Personal fordert auch SPD-Verkehrspolitiker Uwe Beckmeyer. Das Bundesverkehrsministerium müsse sich als Eigentümerin der Deutschen Bahn auch darum kümmern. Es sei ein „Unding“, dass die Bahn in den nächsten vier Jahren jeweils 500 Millionen Euro Dividende an den Bund zahlen müsse. Diese zwei Milliarden Euro müssten für Umstrukturierungen und Innovationen im Unternehmen bleiben. Das Bundesverkehrsministerium verweist auf den Verkehrsausschuss am 19. Januar. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will dort eine Zwischenbilanz zum Verkehrschaos im Winter ziehen.

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