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Platzangst in der S-Bahn: Diese Verhältnisse werden sich so schnell nicht ändern, soviel ist nun sicher.

© dapd

Defekte Züge: S-Bahn-Chaos: Einsatz von Taxis geprüft

Die Einschränkungen im Berliner S-Bahn-Verkehr bleiben bestehen. Verkehrssenatorin Junge-Reyer fordert indessen weitere Entschädigungen für Fahrgäste, ein Ersatzverkehr mit anderen Verkehrsmitteln wird diskutiert.

Das Desaster bei der S-Bahn lässt sich kurzfristig nicht lösen. Und ob das Angebot mittelfristig erheblich besser wird, ist auch ungewiss. Fahrgäste müssen sich jedenfalls noch mindestens das ganze Jahr auf erhebliche Einschränkungen im Betrieb einstellen. Dies hat die S-Bahn in dem neunseitigen Schreiben an die Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer (SPD) mitgeteilt, das am Mittwoch eingetroffen und Donnerstag vorgestellt worden ist. Ursprünglich wollte die S-Bahn am Ende des Jahres wieder nach dem Normalfahrplan unterwegs sein – auch mit der vorgesehenen Wagenzahl.

Gestern schaffte es das Unternehmen immerhin, den Betrieb wie angekündigt auf allen Strecken wieder aufzunehmen – trotz des Schneeregens. Die Züge seien meist pünktlich gewesen, sagte ein Sprecher. Weil sie nach eigenen Angaben den Aussagen der S-Bahn nicht mehr glauben, haben Studenten der Universität Potsdam unter www.zugausfall.de eine eigene Internetseite aufgebaut, auf der es in Echtzeit Informationen zu ausfallenden oder verspäteten S-Bahnen geben soll.

Auf den meisten Linien fuhren die Züge – nach Angaben der S-Bahn – gestern alle 20 Minuten; nur auf dem Ring sowie auf einigen Abschnitten ist ein Zehn-Minuten-Verkehr vorgesehen. Ab Montag sollen die Züge auch auf der S 7 zwischen Ahrensfelde und Charlottenburg alle zehn Minuten fahren. Im Angebot bleiben die zusätzlichen Züge im Regionalverkehr von Spandau zum Hauptbahnhof und von Karow bis Gesundbrunnen. Weitere Verbindungen würden geprüft, sagte Friedemann Kunst, Chefplaner für den Verkehr in der Stadtentwicklungsverwaltung. Auch der Einsatz von Taxis sowie ein Ersatzverkehr mit Bussen werde erwogen.

Auf die BVG können die Fahrgäste nicht immer ausweichen. Wegen Bauarbeiten schränkt sie in der kommenden Woche vorwiegend in den Nachtstunden den Betrieb auf mehreren U-Bahn-Linien ein. Die Arbeiten könnten nicht länger verschoben werden, heißt es.

Von Bahnchef Rüdiger Grube, der am Donnerstag nochmals zugesagt hat, am Montag Fragen im Verkehrsausschuss des Parlaments zu beantworten, erwartet Junge-Reyer dann auch Angaben zu weiteren Entschädigungen für die Fahrgäste. Der S-Bahn werde der Senat dagegen allein im Januar von vereinbarten 19,2 Millionen Euro bei den Zuschüssen 12 bis 14 Millionen Euro abziehen.

Die Forderung, Fahrgäste besser zu informieren, hat die S-Bahn teilweise erfüllt; 80 Mitarbeiter zusätzlich sollen vorübergehend Auskünfte auf den Bahnsteigen geben. Die S-Bahn sei auch bereit, sich von externen Experten beraten zu lassen, sagte ein Sprecher. „Zeitnah“ werde der Senat nun entscheiden, wer nach Auslaufen des Verkehrsvertrags Ende 2017 den Betrieb der S-Bahn übernehmen werde, kündigte Junge-Reyer ferner an. Dann können auch neue Fahrzeuge bestellt werden, deren Entwicklung und Erprobung mit etwa fünf Jahren veranschlagt ist. Ein Fahrzeugkauf durch das Land sei nicht möglich, sagte Junge-Reyer. Der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Klaus-Dieter Scheurle, hatte die Bahn am Mittwoch aufgefordert, umgehend neue Züge zu beschaffen. Er hat jetzt vorgeschlagen, die technischen Vorgaben für ein neues Fahrzeugmodell sofort gemeinsam mit Berlin und Brandenburg sowie der Bahn festzulegen, um keine weitere Zeit zu verlieren. In der Arbeitsgemeinschaft wolle man von den Erfahrungen der Bahn profitieren. Eine Vergabe des Betriebes an sie sei damit nicht automatisch verbunden.

Nicht zufrieden mit der Erklärung der S-Bahn und der Reaktion der Senatorin sind die Oppositionsparteien. Grüne und FDP forderten Junge-Reyers Rücktritt, die CDU will, dass der Senat einen „Sanierungsvertrag“ mit der S-Bahn schließt.

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