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Fehlerhafte Wagenachsen. Das Unternehmen investiert 50 Millionen Euro in den Austausch.

© dapd

Es geht voran: Halbzeit beim Rädertausch der S-Bahn

Das Programm soll Ende des Jahres abgeschlossen sein. Doch die S-Bahn-Flotte ist dann aber noch längst nicht wintersicher.

Berlin - Die S-Bahn spielt Bingo. 500 Nummern stehen auf der Tafel in der Hauptwerkstatt Schöneweide. Jeden Tag können derzeit zwei angekreuzt werden. Vorarbeiter Edwin Bruchno dokumentiert damit, dass wieder zwei Doppelwagen der Problembaureihe 481 mit neuen Achsen und Rädern die Halle verlassen haben. Am Mittwoch strich er die 264. Nummer durch – zur Freude seines Chefs Peter Buchner, der zuversichtlich ist, dass bis zum Jahresende das „Viertelzug-Bingo“ abgeschlossen sein wird.

Nach dem Bruch eines Rades am 1. Mai 2009 tauscht die S-Bahn seit Ende des vergangenen Jahres an allen 500 Doppelwagen der Baureihe 481 die Radsätze aus. Bei den Rädern ist Buchner überzeugt, dass die Neukonstruktion „dauerfest“ sein wird, so dass die Kontrollen wahrscheinlich gelockert werden können. Problematisch bleiben die Achsen, weil für sie nur ein besonderer Stahl verwendet werden kann, der auf Dauer rissgefährdet bleibe, wie Buchner sagte. Bei einem herkömmlichen Material wäre die Achse zu dick und zu schwer.

Rund 50 Millionen Euro muss die S-Bahn nach Buchners Angaben aufbringen, um die 2000 Radsätze aller Wagen zu tauschen. Rund 200 alte Achsen, die erst vor kurzem eingebaut wurden, werden weiter verwendet.

Mit dem Tausch der Radsätze ist der Patient aber noch nicht geheilt. Jetzt müssen noch Heizungen in die Bremssandrohre sowie Füllstands- und Funktionskontrollen in die Sandbehälter eingebaut werden, damit die zeitaufwendige Kontrolle durch Mitarbeiter entfallen kann. Bis zum Winter sollen etwa 200 Doppelwagen umgerüstet sein, die den Betrieb auf den Linien S 25 (Hennigsdorf–Teltow Stadt) und S 7 (Ahrensfelde–Potsdam) wintersicher machen sollen. Hier müssen die Züge Tempo 80 fahren, weil sie ein Jahr lang die Regionalbahnen zwischen Westkreuz und Wannsee ersetzen müssen, deren Strecke wegen Bauarbeiten ab Dezember gesperrt wird. Gleichzeitig läuft ein Reparaturprogramm für die Motoren, die bisher bei Schnee zu Kurzschlüssen neigen. Auch dieses Programm wird bis zum Winterprogramm nicht abgeschlossen sein.

Im Verzug ist man bei der Wiederinbetriebnahme bereits ausrangierter Wagen der für die DDR entwickelten Baureihe 485. Die 20 dafür vorgesehenen Doppelwagen haben die Werke zwar verlassen, zugelassen für den Betrieb ist bisher aber erst eine Einheit. Die Nachbesserungen seien umfangreicher als angenommen, sagte Buchner, weil man bei dem Auftrag Neuland betreten habe.

Er ist trotzdem optimistisch, bis zum Jahresende 500 der 650 vorhandenen Doppelwagen einsetzen zu können. Für einen Normalbetrieb, wie ihn Bahnchef Rüdiger Grube für Ende 2011 angekündigt hat, wären 546 Doppelwagen erforderlich. Hier ist das Bingo-Spiel noch nicht zu Ende.

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