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Schönefeld

© dpa

Flughafen Schönefeld: Die 400 Millionen-Euro-Grube

Ein Jahr nach dem Baustart ist der BBI-Flughafen in Schönefeld im Zeitplan. Beim Bahnanschluss gibt es aber weiter Ungewissheit um die geplante ICE-Anbindung.

Er wächst. Und er ist im Zeitplan. Ein Jahr nach dem offiziellen Baustart für den Flughafen Berlin-Brandenburg-International (BBI) in Schönefeld haben sich die Flächen rings um den bisherigen Flughafen in ein riesiges Baufeld verwandelt. Aufträge im Wert von 400 Millionen Euro sind bereits vergeben, davon erhielten nach Angaben von Flughafenchef Rainer Schwarz mittelständische Unternehmen der Region rund 70 Prozent.

Ein „Heimspiel“ ist der Bau des neuen Bahnhofs, der unter dem künftigen Abfertigungsgebäude entsteht. Seit Juli wird hier gerammt, gegraben und betoniert. 236 Betonpfähle, die bis zu 20 Meter tief im Boden verankert sind, tragen einmal das Bauwerk. Insgesamt wird der Bahnhof 405 Meter lang und 60 Meter breit – vier Gleise sind für den Fern- und Regionalverkehr vorgesehen, zwei für die S-Bahn. Der erste Abschnitt auf einer Länge von 185 Metern soll Mitte 2008 fertig sein. Dann kann darüber das Terminalgebäude in die Höhe wachsen. Der Rohbau des gesamten Bahnhofs soll Anfang 2009 stehen.

Welche Züge dann zur vorgesehenen Eröffnung des BBI-Flughafens Anfang November 2011 im Bahnhof halten werden, steht jedoch immer noch nicht fest. Ein verbindliches Konzept gibt es weder für den Fern- noch für den Regionalverkehr. Die Bahn ziert sich bisher mit der festen Zusage, auch ICE-Züge zum Flughafen zu schicken. Nur bei der S-Bahn weiß man mehr. Hier sollen die beiden Linien, die heute im Bahnhof Schönefeld enden, über eine rund acht Kilometer lange Schleife zum neuen Terminal verlängert werden.

Ob zur Eröffnung der vorgesehene Flughafen-Express den Hauptbahnhof und den Bahnhof Südkreuz mit dem Flughafen im Abstand von 15 Minuten verbinden wird, wie es die Planer vorsehen, ist unwahrscheinlich. Hierfür müsste die Dresdner Bahn durch Lichtenrade aufgebaut sein. Hier fahren die Planer dem Plan jedoch bereits um Jahre hinterher. Der Senat hatte die Planung mehr als zwei Jahre lang blockiert, weil er die Forderung einer Bürgerinitiative, die Gleise in einen Tunnel zu legen, unterstützte. Die Bahn will oberirdisch bauen – und so sehen auch die aktuellen Pläne aus, die derzeit das Genehmigungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt durchlaufen. Bleibt es beim oberirdischen Bau, ist mit Klagen zu rechnen, die den Bau weiter verzögern können.

Die Genehmigung soll erst 2008 vorliegen. Da die Planer bei der Bahn mit einer Bauzeit von mindestens vier Jahren rechnen, ist nicht zu erwarten, dass Bahnchef Hartmut Mehdorn sein Versprechen einlösen kann, dass die Dresdner Bahn fertig sei, „wenn auch der Flughafen fertig ist“. Intern nennt man bei der Bahn, wie berichtet, sogar bereits 2015 als Termin, was Sprecher offiziell aber weiter dementieren.

Ein Konzept des Fahrgastverbandes IGEB, den Flughafenbahnhof voll ins Regionalnetz zu integrieren, findet bei Brandenburgs Infrastruktuminister Reinhold Dellmann (SPD) keinen Gefallen. Für eine solche Linienbündelung im BBI-Bahnhof gebe es keinen Bedarf, sagte Dellmann dem Tagesspiegel. So erwarten die Planer beispielsweise nur täglich etwa tausend Fahrgäste aus Potsdam mit dem Ziel Flughafen.

Besser sieht es für die Autofahrer aus. Die Autobahnlücke zwischen der Teltowkanalpiste A 113 und dem Berliner Ring soll im Mai 2008 geschlossen sein. Dann erhält auch die Flughafenbaustelle Autobahnanschluss. Weil die Autobahn über die heutige Nordstartbahn des Flughafens führt, muss diese dann geschlossen werden. Zur nächsten Luftfahrtausstellung ILA im Frühjahr 2008 werde die Startbahn noch als Parkplatz für Besucher genutzt, kündigte Flughafenchef Schwarz gestern an.

Bis zur BBI-Eröffnung gibt es in Schönefeld dann nur eine Start- und Landebahn. Sie reicht nach Angaben von Thomas Weyer, dem Geschäftsführer Technik des Flughafens, aus, um zwölf Millionen oder mehr Passagiere im Jahr abfertigen zu können. In Schönefeld werde es bis zur BBI-Eröffnung aber „nur“ etwa sieben oder acht Millionen Fluggäste jährlich geben. Mehr schaffen die vorhandenen Abfertigungsgebäude auch nicht.

Vom Baufortschritt können sich Interessierte bald aus der Höhe informieren. Der 32 Meter hohe BBI-Infotower steht direkt auf der Baustelle und soll zusammen mit einem Informationszentrum noch in diesem Jahr eröffnet werden.

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