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Abducken. Unter der Hauptflugroute könnte der Fluglärm nach einem Berechnungsmodell auch in der Stadt einen Wert von knapp 70 Dezibel erreichen – wie etwa beim Rasenmähen oder Schreien. Vom Lärm beim Landen und Starten ganz zu schweigen. Die Flugroutengegner demonstrieren weiter.

© dapd

Großflughafen Schönefeld: Unter dem Krach der Flieger

Auch wenn die Startrouten sich ändern, wird es keine Ruhe am Himmel geben. Denn bei An- und Abflug donnern Jets über Berlin. Heute demonstrieren die Flugroutengegner wieder in Schönefeld.

Der Physiker Herbert Rinneberg wollte es genau wissen: Mit welchem Fluglärm müsste er über „seinem“ Lichterfelde rechnen, wenn die Pläne der Deutschen Flugsicherung bei den Flugrouten für den künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld verwirklicht würden? Am Ende wochenlanger Berechnungen mit teuren Computerprogrammen ist Rinneberg erschüttert. Ausgerechnet über Lichterfelde könnte es besonders laut werden.

Weil die Flugzeuge nicht wie auf einer Perlschnur gereiht fliegen können, hat Rinneberg die bisher meist als dünne Striche markierten Routen zu einem Korridor erweitert – auf der Hauptfluglinie drei Kilometer breit. Den voraussichtlichen Krach hat er dann auf je vier Kilometer breite Streifen erweitert.

Und da er mit der schlimmsten Annahme rechnen wollte, hat Rinneberg den Krach eines Airbus A 340 zugrunde gelegt, der als besonders laut gilt und nur langsam steigen kann. Dieser Typ wird derzeit im Berlin-Verkehr kaum eingesetzt, da er für Fernstrecken konzipiert ist. Mit dem neuen Flughafen, der wenigstens ein kleines Drehkreuz werden soll, könnte sich dies jedoch ändern.

Aber auch bei leiseren Maschinen bleibe es unter den Routen laut, sagt Rinneberg. „Krach bleibt Krach.“ Ausgerechnet hat er den Lärm pro Flug, den sogenannten Maximalpegel. Für den Lärmschutz wird dagegen ein Mittelwert ermittelt, Dauerschallpegel genannt. Dessen Wert ist niedriger als der Krach, der beim Einzelflug zu hören ist.

Basis für Rinnebergs Berechnungen waren die bisher vorgestellten Routen der Flugsicherung, die noch nicht festgelegt sind. Aber selbst wenn sie sich beim Abflug noch ändern, würden die Flugzeuge nach den derzeitigen Plänen weiter die Stadt überqueren. Ein generelles Umfliegen ist bisher nicht vorgesehen.

Unter der Hauptflugroute könnte der Krach nach Rinnebergs Berechnungen auch in der Stadt einen Wert von 65 Dezibel erreichen – wie etwa beim Rasenmähen in zehn Meter Entfernung-.

Rinneberg hat auch versucht, den Lärm landender Flugzeuge zu ermitteln, die ebenfalls über die Stadt fliegen könnten. Die Flugsicherung hat die Anflüge bisher nur grob skizziert, aber auch heute führen die Routen zum Teil schon über die Stadt. Und die Flugsicherung hat der Fluglärmkommission bereits mitgeteilt, „die Einrichtung eines zentralen Sammelpunktes für die Anflüge, um damit Berlin zu umfliegen, führt zu längeren Flugwegen und vermehrten Warteverfahren.“ Dagegen könnte eine Anflugroute komplett über den Westen der Stadt gelegt werden, wobei die Piloten im Süden nochmals abdrehen müssten, um dann vom Instrumentenlandesystem erfasst werden zu können. So würden Warteschleifen außerhalb der Stadt vermieden.

Da das Flugzeug für das Erfassen durch die Instrumente auf eine vorgegebene Höhe sinken muss, fliegen die Piloten in der Regel schon lange vor dem Erreichen des Fixpunktes niedrig – mit dem entsprechenden Lärm am Boden. Bei Rinnebergs Beispiel auch in Lichterfelde, aber ebenso etwa in Dahlem, Kleinmachnow oder Stahnsdorf.

Gegen die bisher geplanten Routen wird heute um 14 Uhr vor dem Terminal in Schönefeld demonstriert. Die Veranstalter aus zahlreichen Initiativen erwarten etwa 10 000 Teilnehmer. Zuvor hat der Bürgerverein Brandenburg-Berlin, der einen Baustopp für Schönefeld fordert, zu einer Demonstration aufgerufen, die um 12 Uhr am Bahnhof Schönefeld beginnt. Bei der An- und Abreise von Fluggästen kann es zu Wartezeiten kommen.

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