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Hauptstadt-Flughafen: BBI-Verspätung: Tegel droht der Kollaps

In Tegel wird es eng: Mit 14 Millionen Passagieren pro Jahr steht der Airport schon jetzt vor dem Kollaps. Fluggesellschaften reagieren auf eine mögliche Verschiebung des BBI-Starts um bis zu ein Jahr dennoch gelassen.

Nach dem gestrigen Tagesspiegel-Bericht über eine wahrscheinliche Verschiebung des Eröffnungstermins beim neuen Flughafen in Schönefeld verlangen die CDU und die FDP auf der nächsten Parlamentssitzung am 3. Juni einen detaillierten und aktuellen Terminplan vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Die SPD forderte die Flughafengesellschaft auf, schnell Klarheit zu schaffen, ob die unter anderem durch die Insolvenz einer Planungsfirma entstandenen Verzögerungen im Bauablauf den Inbetriebnahmetermin infrage stellten. Der Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB) warf der Flughafengesellschaft und Wowereit, der Chef des Aufsichtsrats ist, vor, sie hätten bewusst oder unbewusst die Öffentlichkeit beim Eröffnungstermin hinters Licht geführt.

Bisher sei man im Zeit- und Kostenplan und habe keine anderen Signale erhalten, sagte Senatssprecher Richard Meng am Sonnabend. Flughafensprecher Ralf Kunkel teilte mit, nach der Insolvenz eines Planungsbüros Anfang des Jahres habe man einen Gutachter beauftragt, die Konsequenzen zu bewerten. Auch für die Terminkette. Nach Tagesspiegel-Informationen hat der Projektsteuerer CBP jedoch in einem Brief an die Flughafengesellschaft darauf hingewiesen, dass der 30. Oktober 2011 als Eröffnungstermin wohl nicht zu halten sei. Er könne sich sogar um ein Jahr verzögern.

Fluggesellschaften reagieren gelassen

Während die Opposition von einem herben Rückschlag spricht, reagierten Fluggesellschaften gelassen. Bei Air Berlin hieß es, man erwarte nach wie vor, dass der Betrieb wie geplant aufgenommen werden kann.

Andere Gesellschaften betonten dagegen, dass es durchaus auch Vorteile gebe, würde die neue Anlage in Schönefeld etwas später eröffnet. Mit einem halben Jahr Verzug habe man kein Problem. „Wir wollen lieber einen funktionierenden Flughafen als eine unter einem wahnwitzigen Termindruck entstandene pannenanfällige Anlage“, sagte ein Sprecher. Würde der Flughafen auch nur wenige Monate später als geplant eröffnet, wäre mit großer Sicherheit auch der Anschluss ans Bahnnetz so weit fertig, dass es alle 15 Minuten schnelle Direktverbindungen mit dem Zug aus der Innenstadt geben würde. Ende Oktober 2011 wären dagegen wahrscheinlich nur Fahrten alle 30 Minuten möglich. Auf einen 20-Minuten-Verkehr, wie es Berlin und der Flughafen wollen, konnten sich die Befürworter bisher mit Brandenburg nicht einigen.

Die Flugplanungen wären von einer Verschiebung des Eröffnungstermins ebenfalls jetzt noch nicht betroffen, hieß es weiter. Hier brauche man nur einen Vorlauf zwischen einem halben und einem Jahr. Grundsätzlich nicht empfehlenswert sei es zudem, einen so komplexen Umzug wie bei einem Flughafen auf einen winterlichen Termin zu legen. München zum Beispiel hatte deshalb den Mai gewählt.

Tegel muss ein halbes Jahr nach der BBI-Öffnung schließen

Obwohl Tegel mit mehr als 14 Millionen Passagieren dicht vor dem Kollaps steht, erwarten Experten, dass der Flughafen auch über den 30. Oktober 2011 hinaus keine Fluggesellschaft abweisen müsste. Erst im vergangenen September ist dort das Terminal C erweitert worden. Tegel muss spätestens ein halbes Jahr nach der Betriebsaufnahme in Schönefeld den Flugbetrieb einstellen.

Allerdings müssten die Anwohner, die vom 30. Oktober 2011 an Ruhe am Himmel haben sollten, dann länger den Krach ertragen. Umgekehrt gäbe es für die Bewohner rings um Schönefeld, die derzeit über eine ihrer Ansicht nach mangelhafte Umsetzung des Schallschutzprogramms klagen, nochmals eine Schonfrist.

Umplanen müsste auch die BVG, die sich darauf eingestellt hat, nach der Schließung von Tegel keine Busse mehr zum Flughafenareal fahren zu lassen.

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