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Nahverkehr: Senat droht S-Bahn mit Kündigung

Verkehrssenatorin Junge-Reyer lässt wegen Mängeln den Ausstieg aus dem Vertrag mit dem Unternehmen prüfen. Sie macht den Managern schwere Vorwürfe – und spottet über die „vier Feinde der S-Bahn“. Derweil sondieren BVG und Hamburger Hochbahn die Lage.

Verkehrssenatorin Ingeborg Junge- Reyer (SPD) hat der S-Bahn damit gedroht, den eigentlich bis 2017 laufenden Vertrag des Landes Berlin mit dem Verkehrsunternehmen vorzeitig zu kündigen. „Das ist durchaus eine Möglichkeit“, sagte Junge-Reyer am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Anlass war eine Anfrage der Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling, unter anderem zu den andauernden Problemen mit Zugrädern. Diese führen seit längerem zu massiven Einschränkungen im Fahrbetrieb.

"Die S-Bahn hat vier Feinde: Frühling, Sommer, Herbst und Winter"

Weil die Schwierigkeiten mit den Rädern der jüngsten Baureihe gravierender sind als bisher bekannt, müssen sich die Fahrgäste auf weitere Einschränkungen gefasst machen, sagte die Senatorin weiter. Deshalb drohte sie der S-Bahn auch damit, die Zuschüsse weiter zu kürzen. Sogar ein frühzeitiger Bruch mit der Bahn ist nicht ausgeschlossen: Der laufende Vertrag mit der Bahn AG, die die S-Bahn betreibt, werde „genau angeschaut“ und Alternativen würden geprüft. „Die S-Bahn hat vier Feinde“, spottete Junge-Reyer vor den Abgeordneten: „Frühling, Sommer, Herbst und Winter.“ Denn sobald es jahreszeitlich bedingte Probleme gebe, wie im vorigen Winter durch die Vereisung von Wagen, funktioniere „nichts“ mehr.

Die Bahn hatte zwar bereits im Mai tausend neue Räder bestellt, um die bisherigen auswechseln zu können. Da der Wechsel aus Sicherheitsgründen schnell erfolgen muss, werden aber noch mehr Fahrzeuge als bisher in die Werkstätten gebracht, und diese Wagen fehlen im Betrieb. Schon jetzt hat die S-Bahn viele Züge verkürzt. Deshalb sind die Bahnen überfüllt und erreichen die Stationen nicht mehr pünktlich.

Die Konkurrenz der S-Bahn steht bereit

Von heute auf morgen könnte der Senat aber kein anderes Unternehmen auswählen. Die Vergabe der Leistungen muss europaweit ausgeschrieben werden. Ohne Kündigung wäre dies laut Experten 2014 möglich, drei Jahre vor Ende der Laufzeit. Wer aber würde sich bewerben bei einer öffentlichen Ausschreibung der S-Bahn? „Wenn diese Situation da ist, würde die BVG dies prüfen“, sagt Sprecherin Petra Reetz. Der Vorteil der BVG seien gute Markt- und Ortskenntnisse, sagte sie weiter.

Mit von der Partie wäre mit Sicherheit auch die Hamburger Hochbahn. Diese ist ebenfalls ein landeseigenes Unternehmen, hat aber für solche Beteiligungen gemeinsam mit privaten Partnern eigens eine kapitalstarke Tochter gegründet. Nun fährt nicht mehr nur die Bahn, sondern auch der „Metronom“ von Hamburg nach Bremen und von Göttingen nach Hannover. „Die Fahrgastzahlen stiegen innerhalb von gut einem Jahr um 30 Prozent und nach drei Jahren um 60 Prozent“, wirbt Sprecher Christoph Kreienbaum. Eine Ausschreibung der S-Bahn Berlin würde man sich „ganz genau ansehen“, sagt er und fügt hinzu: „Wer U-Bahn in Hamburg fahren kann, kann auch S-Bahn in Berlin fahren“.

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