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Notfahrplan: S-Bahn weiter auf Sparschienen unterwegs

Die S-Bahn fährt weiter nach einem Not-Notfahrplan; Züge fallen aus oder verspäten sich, und die wenigen eingesetzten Wagen sind häufig überfüllt. Ob Fahrgäste, die dies bereits seit Monaten und auch in Zukunft ertragen müssen, nochmals entschädigt werden, will die Bahn derzeit nicht sagen.

Der Senat wird ihr den vereinbarten Zuschuss in Höhe von 232 Millionen Euro für das vergangene Jahr wahrscheinlich um rund 50 Millionen Euro kürzen. 37 Millionen Euro davon hat das Land bereits einbehalten.

Im Dezember hat die S-Bahn Freifahrten und Ermäßigungen spendiert – im Juli als Ausgleich für die Einschränkungen im Sommer nach dem Bruch eines Rades verkündet. Doch statt das Angebot danach wieder zu verbessern, musste es seit September erneut stark reduziert werden, weil Fahrzeuge, deren Bremsen nicht korrekt gewartet worden waren, nicht weiterfahren durften. Von 662 Zwei-Wagen-Einheiten konnte die S-Bahn am Dienstag nach eigenen Angaben nur 286 einsetzen. Für den Notverkehr, wie er in dieser Woche vorgesehen war, sind 310 Einheiten erforderlich. So aber kann jetzt nicht einmal der Notverkehr eingehalten werden. Gestern Mittag fuhren zudem fast eine Stunde keine Züge zwischen Springpfuhl und Wartenberg, weil eine Weiche defekt war.

Ausfälle gebe es nicht nur wegen der verschärften Sicherheitsauflagen, sondern auch wegen des Winters, sagte ein Bahnsprecher. „Konstruktionsbedingt“ fielen Motoren aus, und um per Ultraschall die Achsen prüfen zu können, müssten diese vorher enteist und aufgetaut werden, was zusätzliche Zeit erfordere. Deshalb werde nicht nur die Werkstatt in Friedrichsfelde, sondern auch die in Erkner wieder geöffnet. Beide waren geschlossen worden, um Kosten zu sparen und Gewinne zu erhöhen.

Als Entschädigung für die langen Wartezeiten auf den Bahnhöfen und die vollen Züge möchte Claudia Hämmerling von den Grünen, dass die Fahrpreise generell gesenkt werden. Zwei Monate freie Fahrt für alle Nutzer des Nahverkehrs fordert Andreas Köhler (SPD), der außerdem Bahnchef Rüdiger Grube zum Eingreifen bei seinem Tochterunternehmen aufruft. Reduzierte Preise oder Freifahrten will auch die SPD-Landtagsfraktion in Brandenburg. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Oliver Friederici, schlägt vor, dass der Senat Geld aus den einbehaltenen Zuschüssen für die S-Bahn zur Entschädigung der Fahrgäste bereitstellt.

Für die Entschädigungsrunde im Dezember hat die Bahn nach ihren Angaben insgesamt rund 55 Millionen Euro aufgebracht. Klaus Kurpjuweit

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