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© dpa

Öffentlicher Nahverkehr: Radtausch: S-Bahnen werden noch voller

Die S-Bahn muss zum Wochenende 100 von insgesamt 1000 Wagen der neuesten Baureihe 481 stilllegen, bis deren Räder getauscht sind. Dadurch werden die Züge noch kürzer.

Die Fahrzeuge waren länger im Einsatz, als die S-Bahn dem aufsichtsführenden Eisenbahn-Bundesamt angegeben hatte. Die S-Bahn führt dies auf ein „Kommunikationsproblem“ zurück. Das Eisenbahn-Bundesamt hatte sich nach Auskunft seines Sprechers Ralf Fischer auf die Angaben der S-Bahn verlassen, dass die Räder grundsätzlich nach 1,2 Millionen Kilometern gewechselt würden. Jetzt habe man aber festgestellt, dass Fahrzeuge mit einer längeren Laufleistung im Einsatz sind. Auf den Austausch habe man bei Rädern , die ihren Verschleißpunkt noch nicht erreicht hatten, verzichtet, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Dem Amt habe man nur mitgeteilt, dass die Räder „in der Regel“ nach 1,2 Millionen Kilometern getauscht werden. Nun müssen sie sofort gewechselt werden.

Damit wird es auch auf der viel befahrenen Stadtbahn kürzere Züge geben. Normalerweise sind dort Bahnen mit acht Wagen unterwegs, jetzt werden sie, wie zuvor bereits auf anderen Strecken, auf sechs Wagen oder noch weniger verkürzt. Die S-Bahn hofft, bis Mitte der kommenden Woche einen Teil der aus dem Verkehr genommenen Züge wieder einsetzen zu können. Nach dem Bruch eines Rades am 1. Mai war in Kaulsdorf ein Zug entgleist. Ursache war nach Angaben des Unternehmens ein Konstruktionsfehler bei der Radherstellung. Das Material verschleißt schneller als berechnet worden war. Aber erst mehrere Tage nach dem Unfall, bei dem niemand verletzt worden war, entschloss sich das Unternehmen, bis zum 10. August bei 280 Zügen, die mehr als 650 000 Kilometer zurückgelegt haben, die vorderen Räder auszutauschen und kam damit einer Anordnung des Eisenbahn-Bundesamtes zuvor.

Mit Messfahrten testet die S-Bahn derzeit, wie stark die Räder belastet werden können, ohne dass eine Bruchgefahr besteht. Ende Juli will das Unternehmen zusammen mit dem Eisenbahn-Bundesamt dann entscheiden, ob weitere Räder ausgetauscht werden müssen. Für das bisherige Programm gibt das Unternehmen fast zehn Millionen Euro aus.

Bereits 2003 war an einem Rad bei den erst Mitte der 90er Jahre gelieferten Zügen ein sogenannter Rundriss festgestellt worden. Konsequenzen hatte es damals nach Tagesspiegel-Informationen nicht gegeben. Den Austausch der Räder nach der Entgleisung hatte das Eisenbahn-Bundesamt auch erst mit Verzögerung angeordnet. Jetzt scheinen die Bedenken so groß zu sein, dass die Züge mit hoher Laufleistung sofort aus dem Verkehr gezogen werden müssen.

Nach Gesprächen mit dem Eisenbahn-Bundesamt habe man den Zeitplan zum Austausch der Räder „gestrafft“, teilte das Unternehmen mit. „Wir gehen auf Nummer sicher“, warb S-Bahnchef Tobias Heinemann um Verständnis bei den Fahrgästen, die ihre Fahrt vor allem im Berufsverkehr nun in vollen Zügen genießen dürfen. Bei den Zügen, deren Räder noch nicht getauscht werden, hat die S-Bahn auch auf Anordnung des Eisenbahn-Bundesamtes die Kontrollen verstärkt. Die Züge müssen alle sieben Tage in die Werkstatt. 

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