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© dpa

Öffentlicher Nahverkehr: S-Bahn kommt nur langsam in Fahrt

Bei der S-Bahn endete am Montag das ganz große Chaos – zum dritten Mal in diesem Jahr. Es verkehren wieder drei Linien, doch die Probleme sind längst nicht behoben.

Nach dreiwöchiger Zwangspause rollen seit Montag wieder Züge über die Berliner Stadtbahn. Doch Jubelstimmung herrschte nicht gerade auf den Bahnsteigen der stark befahrenen Ost-West-Strecke. „Was kommt als nächstes?“, fragte eine Rentnerin, die am Bahnhof Friedrichstraße auf einen Zug nach Mahlsdorf wartete.

Nach dem Zusammenbruch der S-Bahn durch die Kältewelle im Januar, den kaputten Rädern im Juni und den defekten Bremsen in diesem Monat haben die Stammfahrgäste offensichtlich das Vertrauen in das Unternehmen verloren. „Wieso sollten die nur an Rädern und Bremsen gespart haben?“, fragte ein anderer Fahrgast. Die S-Bahn selbst scheint sich auch nicht sicher zu sein: Die Stelltafeln „Hier kein Zugverkehr“ wurden gestern nicht etwa entsorgt, sondern im Häuschen des Zugabfertigers eingelagert – wer weiß, ob sie nicht wieder gebraucht werden? Denn die S-Bahn schließt nicht aus, dass nach Rädern und Bremsen weitere defekte Bauteile entdeckt werden: „Wir können nicht ausschließen, dass wir bei der Durchleuchtung auf etwas Neues stoßen“, sagte ein S-Bahn-Sprecher, schließlich seien die technischen Probleme in den Werkstätten „hausgemacht“. Wie berichtet war die vorgeschriebene Wartung aus Personalmangel und um Geld zu sparen drastisch eingeschränkt worden.

Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember will die S-Bahn wieder regulär verkehren. Doch trotz der Ausweitung des Betriebes am Montag ist die S-Bahn weit vom Normalzustand entfernt. Wann wieder Züge nach Spandau oder über die Stadtbahn nach Wannsee fahren, ist völlig offen, sagte ein Sprecher. Am Montag waren nun 210 von 632 Viertelzügen (Doppelwaggons) einsatzfähig, etwas mehr als prognostiziert. Auf der Stadtbahn verkehren nun bis auf Weiteres drei Linien, jeweils alle 20 Minuten. Stündlich sind also neun Züge pro Richtung unterwegs. Doch einen gleichmäßigen Takt gibt es nicht: In Richtung Osten gibt es eine Lücke von elf Minuten, in Richtung Westen sind es bis zu zehn Minuten; dahinter kommen die Züge dann im Abstand von zwei bzw. drei Minuten. Dies sei fahrplantechnisch nicht anders möglich, hieß es. Neben der Stadtbahn wurde deshalb gestern auch die Linie S9 wieder über den Ostring bis Buch in Betrieb genommen, die Linie S46 von Königs Wusterhausen endet nicht mehr Hermannstraße, sondern fährt weiter bis Südkreuz. Ursprünglich waren diese „Verbesserungen“ für den Freitag geplant.

Am Mittwoch sollen 220 Viertelzüge einsatzfähig sein. Für diesen Tag kündigte die S-Bahn am Montag die nächsten kleinen Verbesserungen an: Dann soll die S25 wieder durchgängig zwischen Teltow und Hennigsdorf fahren; damit rollen durch den Nord-Süd-Tunnel wieder drei Linien. Dies war ursprünglich für Freitag angekündigt worden. Zudem soll ab Mittwoch die S5 von Westkreuz nach Olympiastadion verlängert werden.

Doch der S-Bahn-Sprecher betonte, dass es weitere schnelle Verbesserungen nicht geben werde. Denn bislang seien nur die Waggons, die geringe Schäden hatten, in den Werkstätten repariert worden. Die großen Problemfälle seien erst jetzt an der Reihe. Und bei denen werde die Reparatur deutlich länger dauern.

Wie berichtet, hatte das Eisenbahnbundesamt (EBA) als Aufsichtsbehörde der Bahn Anfang September fast alle Züge der modernsten Baureihe 481 zwangsweise stillgelegt, weil in den Werkstätten die Bremsen unzureichend gewartet worden waren. Im Juli hatte das EBA einen großen Teil der 500 Viertelzüge Baureihe 481 wegen Rissen in den Rädern aus dem Verkehr gezogen, damals fuhren zwei Wochen keine Züge auf der Stadtbahn. Problem der Bahn ist es, dass auch die beiden anderen eingesetzten Baureihen zur Hälfte wegen anderer technischer Probleme auf dem Abstellgleis bleiben müssen. Von den 120 Viertelzügen der Reihen 480 und 485 ist seit Monaten auch nur die Hälfte in Fahrt – wegen Rissen im Fußboden und Brandgefahr im Heizsystem.

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